Legende des heiligen Patrick (385 - 461)

Als Kind wohlhabender christianisierter Kelten in Bannavem Taberniae im römischen Britannien geboren, hatte Patrick ("Patricius") ein sorgenfreies Leben, kein Interesse an Religion und an den Ansichten der Elterngeneration. Dann jedoch brach plötzlich seine Welt zusammen: Irische Piraten, möglicherweise unter Führung von Niall Nóigiallach, überfielen das Haus seiner Eltern, brachten die Dienerschaft um und entführten den 16jährigen Jungen.

In den Slemishbergen im County Antrim musste er sechs Jahre lang die Schafe und Schweine seines Herrn hüten, des Druiden Miliuc, dabei läuterte er sich zum frommen Christen, der sein Schicksal, die Einsamkeit seines Exils, Hunger und Kälte, als höhere Fügung betrachtete, mit der Gott seine leichtfertige Kindheit bestrafte. "Gott in mir wärmte mich", und half ihm, die schwere Zeit zu überstehen.
Stimmen forderten ihn im Traum auf, die Flucht zu wagen. "200 Meilen" floh er zu einem Hafen, bat den Kapitän eines Schiffes, in mitzunehmen. Doch dieser weigerte sich. Vergeblich bot er ihm seine Ersparnisse an. Verzweifelt wandte er sich zum Gehen. Und wieder waren es Stimmen, die ihn zurückriefen. Und siehe da: Wegen seines Geschickes im Umgang mit irischen Wolfshunden wurde er angeheuert!

Zurück in seiner Heimat (etwa 410 n. Chr.) folgte er dem Beispiel seines Vaters und ließ sich zum Priester ausbilden. Bald hatte er die Vision von einem Brief, auf dem die Worte standen: "Die Stimme der Iren". Und während er diese Worte las, hörte er eine Stimme aus dem Walde bei Foclut:"Wir bitten dich, Knabe, wandle wieder unter uns."

Saul, Co. Down.
An dieser Stelle errichtete St. Patrick
die erste christliche Kirche in Irland.
1932 erbaute die Protestantische Kirche
hier eine keltische Kirche mit Rundturm.
Von: pilled     
Dieses Erlebnis interpretierte er als Missionsauftrag. Er ging (für etwa 17 Jahre) nach Gallien als Schüler des St. Amator und des St. Germanus von Auxerre, später in ein Kloster auf der Lérin-Insel vor der franzäsischen Südküste bei Cannes. Sein fester Wille, mit der Botschaft Christi nach Irland zurückzukehren, führten dazu, dass Papst Coelestin I ihn als Nachfolger des verstorbenen Palladius als Missionsbischof für Irland ernannte.

Patricks Rückkehr nach Irland

Im Jahr 432 betrat Patrick mit 24 Gefährten wieder irischen Boden, etwa in der Gegend des heutigen Downpatrick.
Bei seiner Ankunft verließen alle giftigen Schlangen Irland. Die letzte Schlange warf er eigenhändig ins Meer. Einen Hammeldieb entlarvte er, indem er das verzehrte Tier im Magen des Diebs aufforderte, sich zu melden.
In Saul, im heutigen County Down im Nordwesten Irlands, bekehrte er den Clanführer Dichiu zum Christentum, nachdem dieser zunächst seine Hunde auf ihn gehetzt hatte, da er ihn für einen Räuber hielt, und erbat sich von ihm ein Stück Land, um eine Kirche zu errichten, die erste von angeblich 365 Kirchen im Land. Dichiu schenkte ihm hier die "Scheune" (= Sabhall = Saul), in der er die erste Messe liest und viele Jahre später stirbt.

St. Patrick's Island vor Skerries bei Dublin.
Hier gründete St. Patrick ein Kloster,
das noch im 12. Jahrhundert bestand.
Heute: Ruine einer Kirche aus Tuffstein,
den es hier weit und breit nicht gibt.
Im Hintergund Rockabill Lighthouse.
Von: pilled     
Nach einer anderen Überlieferung geht er zuerst in der Nähe von Wicklow an Land, an der Mündung des Vartry bei Inber Dea, wird dort jedoch sehr unfreundlich empfangen und mit Steinwürfen vertrieben. Weiter nördlich, nach einer Landung in der Bucht von Malahide bei Dublin, mussen er und seine Begleiter hungig weiterziehen, erst auf einer kleinen Insel noch weiter nördlich vor dem Strand von Skerries wird er freundlich bewirtet. Heute heißt sie daher St. Patricks Island. An Land ging es ihm wiederum schlechter, denn dort wurde ihm seine Ziege gestohlen und zur ersten irischen Rahmentrommel, dem bodhrán, verarbeitet.

Es war ihm ein großes Anliegen, in die Slemishberge zu gehen und sich mit seinem ehemaligen Herrn Miliuc zu versöhnen, dem er damals als Sklave entlaufen war. Das doppelte Lösegeld wollte er ihm anbieten und natürlich das Christentum. Doch Miliuc verbrannte sich vor seinen Augen in seinem eigenen Haus. Heute soll dort die Kirchenruine von Skerry Hill stehen. Doch gelang es ihm, den Enkel Mochae des Druiden nicht nur zu bekehren, sondern ihn zu seinem Schüler zu machen.

Das Osterfeuer auf dem Hügel von Slane

Bekannt ist seine Auseinander-setzung mit dem Hochkönig Laogaire, mit der er das Heidentum bekämpfte:

Die Irlandkelten kannten eine Nacht im Jahr, in der alle Feuer gelöscht sein mussten und erst wieder entzündet werden durften, wenn der Hochkönig auf Tara in einer Zeremonie dieses zuerst getan hatte. Demjenigen, der es wagen sollte, dieses Gebot zu durchbrechen, drohte die Todesstrafe.
Genau diese Nacht hatte sich St. Patrick ausgesucht für sein Osterfeuer, er war sich sicher, dass Gott ihn schon vor allzu schlimmen Folgen dieses Tabubruchs beschützen würde. Ausgesucht für dieses Vorhaben hatte er sich den Hill of Slane, nahe genug an Tara, dass er sicher sein konnte, dem Hochkönig würde dies nicht entgehen.
Es dauerte auch nicht lange, da war St. Parick von den Mannen des Königs und seinen Druiden umringt, die ihn und seinen Gott wütend dermaßen beleidigten, dass St. Patrick mit einem entschlossenen Gebet bewirkte, dass der schlimmste der Druiden so emporgeschleudert wurde, dass sein Kopf beim Fall zerschmetterte.
Aufgebracht befahl Laogaire, St. Patrick sofort zu töten, doch dieser verfluchte die versammelten Krieger samt König und Druiden so vehement, dass sich der Nachthimmel auf schreckliche Weise verfinsterte, die Erde bebte und die Menschen sich gegenseitig umbrachten. Schließlich musste der König einlenken, gab sich jedoch nicht geschlagen.
Dieses Mal wollte er ihn in einen Hinterhalt locken, er sollte keine Gelegenheit haben, seine furchtbaren Zauberkräfte zu entfesseln, die diejenige seiner Druiden offensichtlich übertraf. Er lud ihn nach Tara ein, ohne jedoch zu versäumen, auf dem Wege dahin seine Krieger einen Hinterhalt legen zu lassen.
St. Patrick Statue
auf Tara
Von: pilled     
St. Patrick jedoch war vorbereitet: Er sprach rechtzeitig ein passendes Gebet ("St. Patricks Rehruf"), das ihn und seine Begleiter in ein Rudel Rehe verwandelte. Mit ihnen erschien er am nächsten Tag, wieder zurückverwandelt, mitten im Palast des Königs auf Tara. Auch die geschlossenen Palasttore waren für ihn kein Hindernis. Selbst der vergiftete Trunk, der ihm von einem Druiden gereicht wurde, konnte ihm nichts anhaben, denn das Gift wurde durch das heilige Kreuz St. Patricks unschädlich gemacht.
Beeindruckt durch die Macht seines Gottes, forderten ihn die versammelten Druiden zu einem Zauberwettbewerb auf, vor dem König und seinen Untertanen.
Es folgte eine Reihe von Zauberkunststücken, in denen die Druiden den Kürzeren zogen:
Nachdem sie am hellen Tag die Erde verdunkelten, ließ St. Patrick die Sonne wieder scheinen. Das Schneegestöber, das die Druiden bewirkten, ließ St. Patrick sofort wieder verschwinden. Überhaupt brauchten die Druiden für ihre Kunststücke wesentlich mehr Zeit, als sie St. Patrick benötigte. Schließlich wollten die Druiden ihre Macht über das Feuer unter Beweis stellen. Ein Druide wurde in eine Holzhütte gesteckt und diese angezündet, das Gleiche geschah St. Patricks Schüler Benen, doch obwohl die Hütte des Druiden feucht war und die des Benen trocken, überlebte dieser unbeschadet und der Druide verkohlte.
Nachdem die Macht des Gottes der Christen dermaßen überzeugend unter Beweis gestellt wurde, trat der gesamte Hof des Hochkönigs geschlossen zum Christentum über.

Die Bekehrung von Ethna und Fedelma

Weitere Stationen seiner Missionstätigkeit sind Uisnech und Ardagh. Uisnech ist ein Hügel, der mit den keltischen Göttern und der heidnischen Tradition eng verknüpft war und ist. St. Patrick gründete dort eine Kirche, eine weitere in Ardagh, gut 20 km nördlich.
An der legendären Furt Snámh Dá Éan ('swim two birds') überquerte er den Shannon nach Connaught. In Elphin, Co. Roscommon, wurde er von dem Druiden Ono freundlich empfangen. Er ließ sich bekehren und gab ihm Land, auf dem St. Patrick eine Kirche und ein Kloster gründete. Er öffnete eine nun reichlich sprudelnde Quelle kristallklaren Wassers und errichtete dort einen aufrecht stehenden Stein.
Schließlich setzte er dort seinen ersten Bischof ein, St. Asicus.

Als er sich dem Palast des Königs von Connaught, Laogaire näherte, badeten dessen Töchter Ethna und Fedelma, Kinder noch, gerade frühmorgens nicht weit vom Palast, bei Ogulla, als sie Stimmen in einer fremdartigen Sprache singen hörten, St. Patrick und seine Begleiter im lateinischen Chorgebet, gekleidet in fremdartigen Gewändern. Auf die Frage der Mädchen, ob sie Götter oder Menschen seien und woher sie kämen, antwortete St. Patrick verärgert: "Wir haben Euch wichtigere Dinge mitzuteilen als unsere Namen und unsere Herkunft, denn es gibt nur den einen Gott, den ihr verehren sollt, den dreieinigen Gott!"
Und auch hier benutzte St. Patrick das Bild vom Kleeblatt (Shamrock), um das Geheimnis des dreifaltigen Gottes zu veranschaulichen.

Die neugierigen Prinzessinnen waren begeisert und überhäuften ihn mit Fragen: Wer ist dieser Gott? Wo lebt er? Ist es ein junger Gott? Lebt er ewig?
St. Patrick war begeistert vom lebendigen Interesse der Kinder und beantwortete ihre Fragen gern. "Erzähle uns, wie wir diesen Gott finden können, erzähle uns mehr von seinem Sohn, der am Kreuz starb!"
St. Patrick sah, dass der Heilige Geist diese Kinder erleuchtet hatte und taufte sie in dem Fluss, in dem sie gerade noch gebadet hatten.
Eine Weile waren die Prinzessinnen tief im Gebet versunken, dann verlangten sie von Patrick, der gerade die Messe vorbereitete: "Wir wollen Jesus Christus jetzt sehen und für immer bei ihm sein!"
Geduldig erklärte Patrick ihnen, dass sie Gott erst nach ihrem Tod sehen würden. Da sie noch sehr jung seien, würde es noch eine lange Zeit dauern, bis sie sein Angesicht sehen könnten. Doch nach einem gottesfürchtigem Leben würden sie für immer im Himmel bei Gott bleiben können und die Freuden des Himmels dem Leid weichen.
Während St. Patrick die Messe las, sannen die Mädchen nach über seine Worte.

Während der Messe herrschte völlige Stille, nur das Murmeln des Baches und das Rauschen der Wälder war zu hören, dann das zarte Klingen der Schelle, und alle beugten sich nieder, als St. Patrick den beiden Prinzessinnen die heilige Kommunion reichte.
Die reinen Gesichter der Mädchen leuchteten vor Freude. Dann, nach einer Weile, so heißt es, starben sie, so sehr sehnten sie sich danach, bei Jesus zu sein. St. Patrick war ergriffen von solch tiefem Glauben.
Dies dürften die beiden ersten Heiligen Irlands gewesen sein. Auch die Druiden, Moel und Caplait, die Lehrer der Prinzessinnen, traten zum neuen Glauben über und wurden Mönche.

Croagh Patrick, heiliger Berg im Westen Irlands,
hier fastete St. Patrick 441 n. Chr. 40 Tage und Nächte.
Von: pilled     
Auch Ballintober und Aghagower waren Stationen seiner Missionstätigkeit, bis er schließlich den 765m hohen Berg an der Clew Bay erreichte, der dann nach ihm Croagh Patrick genannt wurde.
Dort verbrachte er im Jahr vierzig Tage und Nächte betend und fastend auf dem Gipfel und vertrieb Drachen und Dämonen, die ihn in Gestalt häßlicher schwarzer Vögel mit ihrem Gekrächze peinigten. In jeder Nacht erschien ihm ein Engel, der sich nach seinen Wünschen erkundigte. Patrick bat darum, am jüngsten Gericht selbst über die Iren urteilen zu dürfen, was der Engel nach Rücksprache mit dem höchsten Thron ablehnte. Erst als Patrick drohte, er würde den Berg nie wieder verlassen, wurde ihm dieser Wunsch erfüllt.

Ein weiterer Berg ist mit der Missionstätigkeit St. Patrick's verknüpft: Der Rock of Cashel. St. Patrick bekehrte den König Oengus zum Christentum. Er erklärt ihm das Geheimis der Dreifaltigkieit Gottes mit Hilfe eines Kleeblattes. Als er getauft wird, bohrt ihm der aufgeregte Patrick aus Versehen seinen Bischofsstab in den Fuß. Der König glaubt, das gehöre zum Taufritual, beißt die Zähne zusammen und hält still.

Kurz vor seinem Tod am 17. März 471 (anderen Quellen zufolge 461) kam St. Patrick zurück nach Saul, wo er seinen letzten Gottesdienst feierte und dort starb, umgeben von seinen Schülern. Noch heute ist der 17. März, der St. Patrick's Day, der Gedenktag des irischen Nationalheiligen.

Im 12. Jahrhundert "fand" John de Courcy, der Ulster für das normannische England erobert hatte, die sterblichen Überreste St. Patrick's. Er ließ dann auch gleich die Gebeine von St. Columcille und St. Brigit nach Downpatrick (Dún Patrick) überführen, damit sich "die Prophezeiung erfülle, dass die drei Heiligen an demselben Platz begraben würden", wie es heute noch auf dem Grabstein neben der protestantischen Kathedrale von Downpatrick zu lesen ist.

Quellen:
Rédine Pernoud: Die Heiligen im Mittelalter, Wien 2004
Ingeborg Meyer-Sickendiek: Gottes gelehrte Vaganten, Augsburg 1980
Sylvia Botheroyd: Irland, Mythologie in der Landschaft, Darmstadt, 1997
www.saintpatrickdc.org
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