Der Rinderraub von Cooley

Das Kopfkissengespräch

Eines Nachts lag das Herrscherpaar von Connaught, Königin Medb und König Ailill, auf seinem königlichen Lager im Palast Cruachan (s. Rathcrogan), und führte ein folgenschweres Gespräch.

"Es ist wohl wahr", sprach Ailill selbstgefällig, "eine Frau kann sich glücklich schätzen, wenn sie einen tüchtigen Mann hat!" "Wie kommst Du denn jetzt darauf und was willst Du damit sagen?" antwortete Medb scharf. "Nun, du wirst doch wohl nicht bestreiten, dass du heute reicher und mächtiger bist als damals, als ich dich geheiratet habe."

"Mir ging es ausgezeichnet, noch ehe ich jemals mit dir zu tun hatte", antwortete Medb.
"Davon habe ich bis jetzt noch nichts gehört, aber jeder weiß, dass deine Feinde an deinen Grenzen ungehindert mordeten und brandschatzten, und du nicht in der Lage warst, ihnen Einhalt zu gebieten!"

"Das stimmt ja nun überhaupt nicht", antworteteMedb, "wahr ist jedoch, dass ich von den sechs Töchtern meines Vaters Eochaid, Hochkönig von Irland, die vornehmste war, berühmt durch meine Freigebigkeit, meinen Mut und meine Siege im Kampf. Fünfzehnhundert Krieger standen unter meinem Befehl und weitere fünfzehnhundert waren die Söhne von Clanführern. Mein Vater gab mir eine der Provinzen von Irland, nämlich Cruachan, weshalb ich Medb von Cruachan genannt wurde."

"Und nun zu der Frage, wer wen geheiratet hat", fuhr Medb fort, "vor Freiern konnte ich mich kaum retten, allen voran kam dein eigener Bruder, Finn, Sohn von Ross Ruadt, König von Lagin, ihn wies ich zurück. Und ebenso erging es Cairbre Naifer, Rossa´s Sohn, König von Tara, dann Conchubar, Sohn der Ness, König von Ulad und schließlich Eochu Beag, Sohn von Luchta. Sie alle wies ich zurück.
Denn ich erwarte viel von dem Mann, mir dem ich mein Lager teile, mehr als die anderen Frauen von Eire, weder geizig noch eifersüchtig noch furchtsam darf er sein. Wenn ich in den Kampf ziehe, darf er nicht feige im Hintergrund stehen und da ich selbst freigebig bin, darf er kein Geizhals sein.
Und niemals würde ich mich nur an einen Mann binden, eifersüchtig darf er also keinesfalls sein.
Diesen Mann nun habe ich in dir gefunden, Ailill, Sohn des Ross Ruad, König von Lagin, und deshalb schenkte ich dir als Mitgift die Ausrüstung für 12 Krieger und einen Kampfwagen im Wert von drei Sklavinnen, die Breite deines Gesichtes in Rotgold und einen breiten Armreif aus weißer Bronze. Und der Tribut, den du von deinen Feinden verlangen kannst, ist nicht höher als der, den ich selbst verlangen kann, denn du bist in meinem Land."

"Das stimmt nun wahrlich nicht", widersprach Ailill, "ich habe zwei Könige als Brüder, Finn, König von Lagin, und Cairbre, König von Tara, und wenn ich nicht jünger gewesen wäre als sie, hätte ich ihre Stelle eingenommen. Und was Freigebigkeit und Mitgift angeht, so stehe ich dir in keiner Hinsicht nach.
Und was das Land angeht, so war es die einzige Provinz in Irland, die von einer Frau regiert wurde, aber nicht durch dich erhielt ich die Königswürde hier, sondern durch die Herrschaft meiner Mutter, der Mata von Murrisk, Tochter der Magach. Dich nahm ich zur Frau, da du als Tochter des Hochkönigs von Irland eine angemessene Partie warst."

"Du weißt genau, dass mein Reichtum größer ist als deiner", wechselte Medb das Thema.

"Du wirst doch wohl nicht bezweifeln", widersprach Ailill, "dass es in Irland niemanden gibt, dessen Schätze und Reichtümer größer sind als meine!"

"Nun, so lass uns unseren Besitz Stück für Stück vergleichen, dann werden wir schon sehen, dass ich reicher bin", schlug Medb vor.
Ailill war einverstanden, und so kam es, dass das Paar sich mitten in der Nacht seine Besitztümer bringen ließ, Trinkgefäße, Kessel, Eisentöpfe, Armbänder, Ketten, Broschen, Gewänder purpurn, blau, schwarz, grün und gelb, sie wurden jedoch alle für gleichwertig befunden.

Dann wurden die großen Schafherden von den weiten Ebenen hergetrieben und gezählt, und sie wurden für gleich befunden, und wenn sich ein Widder unter Medb´s Herde fand, der so wertvoll war wie eine Sklavin, so fand sich unter Ailill´s Herde ein gleichwertiger. Schließlich wurden die Rinderherden hergetrieben und nebeneinander gestellt. Auch sie wurden für gleichwertig befunden, mit einer Ausnahme: Ailill besaß einen wertvollen Stier, Finnbennach, den besten Stier der gesamten Provinz Connaught, der ursprünglich zur Medb´s Herde gehörte, dort jedoch nicht bleiben wollte unter der Herrschaft einer Frau und sich deshalb der Herde Ailill´s zugesellt hatte.

Als Medb ihn sah, wusste sie, dass in ihrer Herde kein gleichwertiger zu finden war. Darüber war sie über alle Maßen verärgert. Sie ließ ihren Boten Mac Roth kommen und bat ihn, herauszufinden, ob es in Irland einen gleichwertigen Stier gäbe.

"Du weißt sehr gut", antwortete Mac Roth, "dass es einen solchen Stier gibt, der sogar noch viel wertvoller ist als der des Königs, nämlich den Donn von Cuailgne. Und zwar im Besitz von Daire, Sohn von Fachtna, in Ulad".

"Dann mache dich sofort auf den Weg zu Daire und bitte ihn, mir den Stier für ein Jahr zu überlassen, er soll selbst den Preis nennen, außerdem soll er noch fünfzig Färsen zusätzlich erhalten, wenn wir ihn dann zurückbringen", sagte Medb, "wenn er den wundervollen Donn jedoch niemand anderem anvertrauen will, so soll er selbst mitkommen, ich biete ihm dafür noch einmal soviel Land wie er jetzt schon besitzt in der Ebene von Ai und einen Streitwagen im Werte von dreimal sieben Sklavinnen, und außerdem die Freundschaft meiner Schenkel."

Mit neun Männern machte sich Mac Roth auf den Weg und wurde von Daire freundlich empfangen. Als dieser von dem großzügigen Angebot der Königin hörte, war er sofort bereit, ihr diesen Wunsch zu erfüllen, "ob es den Ultern gefällt, oder nicht", und an demselben Abend noch wurde für die Männer aus Connaught ein Fest gegeben mit üppigen Speisen und berauschenden Getränken. Zu fortgeschrittener Stunde wurden sie übermütig und prahlten, als sie sich unbeobachet glaubten, wenn Daire den Stier nicht freiwillig hergäbe, so würden sie ihn sich eben mit Gewalt holen.

Ein Knecht des Hausherrn hörte diese Worte und berichtete sie ihm unverzüglich. Als die Boten aus Connaught am nächsten Morgen zu Daire kamen, um den Stier zu holen, rief er: "Ihr könnt froh sein, dass Ihr Gastrecht genießt, sonst würden wir Euch auf der Stelle töten!"
Empört berichtete er Mac Roth von den Gesprächen der letzten Nacht. Dieser tat es als albernes Geschwätz betrunkener Männer ab, konnte aber Daire nicht umstimmen.

Ohne den Stier kehrten sie nach Cruachan zu Medb zurück und erstatteten Bericht. "Ich denke, sie wollten ihn uns sowieso nicht geben. Deshalb werden wir ihn uns nun mit Gewalt holen" rief sie.
Uns so begann der große Heereszug der Königin Medb gegen Ulad, um den braunen Stier von Cuailgne.

Die Weissagung der Side

Medb schickte Boten nicht nur in alle Teile Connaughts, sondern sogar nach Lagin und Mumu. Sie schickte Boten zu den Söhnen von Magach, und sie kamen mit dreihundert bewaffneten Männern, und zu Cormac Conloinges, Sohn von Conchubar und zu Fergus mac Roich, und sie kamen und dreihundert bewaffnete Männer mit ihnen.

Dies war das erste Heer, prächtig gekleidet und schwer bewaffnet. Die Männer trugen grüne Mäntel mit silbernen Spangen und Hemden mit Goldfäden. Die Schwerter steckten in weißen Scheiden und hatten Griffe aus Silber. Vier solche Heere versammelten sich in der Ebene von Ai in Cruachan vor dem Königssitz von Medb. Hier, zwischen den vier Furten von Ath Moga, Ath Slissen, Ath Bercna und Ath Coltna kampierten sie zwei Wochen. Sie saßen am Lagerfeuer, aßen und tranken und ließen es sich gut gehen.

Medb ließ ihren Wagenlenker die Pferde anspannen und fuhr zu ihrem Druiden, um sich den Ausgang des Feldzuges vorhersagen zu lassen. "Ich habe hier viele Männer versammelt, die heute Abschied nehmen werden von ihren Freunden, ihren Frauen, ihrem Land und von Vater und Mutter. Und wenn sie nicht gesund zurückkommen, so werden viele Klagen und Flüche auf mein Haupt fallen. Da aber jeder sich selbst der Nächste ist, so will ich von dir erfahren, ob wir zurückkehren werden." Und der Druide antwortete: "Wer auch immer zurückkehrt oder nicht, du selbst wirst Cruachan wiedersehen."

Auf dem Rückweg jedoch hatte sie eine seltsame Begegnung. Langsam kam ihr ein Streitwagen entgegen; auf der Deichsel saß eine schöne junge Frau mit rosigem Gesicht und blickte sie an mit ihren grauen Augen, ein Schwert aus weißer Bronze in ihrer Hand. Ein grüner Mantel umhüllte ihre Gestalt und wurde über ihrem Busen mit einer Brosche aus Rotgold zusammengehalten. Drei Zöpfe ihres goldgelben Haars waren wie eine Krone um ihr Haupt gewickelt, der vierte reichte ihr bis zum Knie.

"Was machst Du hier, Mädchen, und wer bist du?" fragte Medb verwundert. "Du hast aus allen Privinzen Irlands Krieger zusammen gezogen für den Krieg um den braunen Bullen von Cuailgne. Ich werde dir weissagen, wie dieser Feldzug verläuft. Denn ich bin Fidelma, die Side aus dem Hügel von Cruachan." "Gut, Fidelma, dann sage mir, wie siehst du unsere Krieger!"

"Ich sehe Rot, Scharlachrot" erwiderte die Side.
"Aber wie kann das sein, Conchubar liegt in seiner Schwäche in Emain Macha, er kann nicht kämpfen noch seine Männer führen. Du musst dich irren!"

"Ich sehe alle in Rot" erwiderte die Side.
"Ich kann es nicht glauben, denn sogar Eogan, Sohn des Durthecht, liegt in seiner Kindbettschwäche im Bett in Rathairthir", rief Medb, "und ebenso Celtchair, Sohn des Uthechar, die besten Kämpen der Ulter liegen darnieder! Weshalb also sollten wir die Ulter fürchten?"

Und wieder antwortete die Side : "Ich sehe deine Männer in Rot, Scharlachrot! Und ich sehe einen schönen jungen Mann, nicht groß von Gestalt, freundlich zu den Frauen, aber schrecklich in der Schlacht. Ich sehe viele Wunden in seiner glatten Haut und sein Gesicht verzerrt in Raserei. Es ist Cuchulain von Muirtemne, der Hund des Schmieds, furchtbar wütet er unter deinen Helden! Weit über Irland hinaus wird die Kunde seiner Taten dringen und laut wird die Klage eurer Frauen sein!"

Dies ist war die Weissagung der Side, bevor der Heereszug der Medb nach Ulster aufbrach.

Die Warnung an der Gabelfurt

Gewaltig war das Heer der Medb, jedoch herrschte Uneinigkeit zwischen den Männern. Aus allen Teilen Irlands waren sie zusammengeströmt, um am Raubzug teilzunehmen und Ruhm zu erlangen. Schließlich musste ein Rat aller Clanführer einberufen werden, um die Streitigkeiten zu schlichten und um aus ihrer Mitte den Besten als Heerführer des gesamten Heeres zu bestimmen. Es wurde zunächst beschlossen, dass jede Gruppe ihrem eigenen Anführer unterstellt und von ihm geführt werden sollte.
In großer Übereinstimmung wurde dann Fergus als Heerführer gewählt, schließlich war er siebzehn Jahre König von Ulad, bis Conchubar ihm die Königswürde genommen hatte. Als dann Conchubar noch die Söhne von Usnach tötete trotz der von ihm gegebenen Garantie, hatte Fergus Ulad verlassen.

Cúil Silinne bei Tulsk,
wo der Heereszug der Königin Medb
gegen Ulster begann
Von: pilled     
Als sich das Heer in Bewegung gesetzt hatte, besann sich Fergus jedoch der Liebe zu seiner Heimat Ulad und führte die Männer nach Süden anstatt nach Norden. Und während er so den Heereszug verzögerte, sandte er Boten nach Ulad, um die Ulstermänner zu warnen.
Und dieses war das erste Mal, dass Fergus die Sache der Medb verriet.
Medb jedoch war wachsam. Sie ging zu ihm und fragte: "Weshalb gehen wir nach Süden?"
"Um die Begegnung mit Cuchulain zu verhindern", gab Fergus ihr zur Antwort, wusste jedoch, dass er sie nicht länger täuschen konnte und wendete, jedoch kamen Sie nicht weit, lediglich nach Cúil Silinne (beim heutigen Tulsk).

Bevor sie am nächsten Morgen aufbrachen, erinnerte Fergus alle daran, dass sie nun in die Nähe der Grenzen von Ulad kommen würden und wohl kaum vermeiden könnten, Cuchulain zu begenen. Er warnte sie, vorsichtig zu sein, damit der Hund des Schmieds sie nicht töte. Dann bewegte sich der Heereszug nach Osten bis nach Móin Coltna am Shannon.

Währenddessen gingen Cuchulain und sein Vater Sualtim zum Grenzstein bei Ardcullin (heute Crossakeel), denn sie hatten die Warnung von Fergus erhalten.
Während sie ihre Pferde grasen ließen, sprach Cuchulain zu seinem Vater: "Das Heer von Connaught ist nicht weit von uns. Geh nun und warne die Menschen von Ulad. Sie sollen sich in die Wälder und entlegenen Täler flüchten, um den Männern der Medb zu entkommen."
"Gern", entgegnete Sualtim, "aber was wirst du in der Zwischenzeit tun?"
"Ich habe eine Verabredung mit einem jungen Mädchen im Haus der Fedelm", antwortete Cuchulain. "Es ist eine Schande," empörte sich Sualtim, "wenn du das Lager mit einem Weibe teilst, während der Feind in Ulad einfällt."
"Trotzdem muss ich gehen, denn ich habe mein Wort gegeben", entgegnete Cuchulain.
Während sich sein Vater auf den Weg machte, schnitt Cuchulain eine junge Eiche und formte sie zu einem Reifen, in den er eine Botschaft in Oghamschrift ritzte. Diesen schob er fest über den Grenzstein und ging dann zu dem Mädchen.

Als nun Fergus mit seinem Heer an den Grenzpfeiler von Ardcullin kam, sah er den Reifen und las die Warnung von Cuchulain: Wenn die Männer von Connaught in dieser Nacht die Grenze überschreiten sollten, würde bei Sonnenaufgang seine Rache schrecklich sein. Er beriet sich mit Medb und Ailill und sie kamen überein, der Warnung Folge zu leisten und hier ihr Lager aufzuschlagen.
Es war eine kalte Nacht, tiefer Schnee fiel bis zum Morgen. Als die ersten Sonnenstrahlen über den Schnee tasteten, verließen sie den Platz und drangen in Ulad ein.

Am nächsten Morgen ließ Cuchulain sich Zeit mit dem Aufbruch und nahm erst in aller Ruhe ein Bad. Dann hieß er seinen Wagenlenker Laeg anspannen und zum Grenzstein fahren. Dort musste er leider feststellen, dass die Feinde schon die Grenze überschritten hatten.
"Diese Nacht hat uns kein Glück gebracht", rief er, "von einem Grenzwächter erwartet man, dass er die Seinen warnt, wenn der Feind ins Land eindringt. Nichts dergleichen habe ich getan!"
"Ich habe dich gestern gewarnt, dass du Unannehmlichkeiten bekommst, wenn du zu deinem Stelldichein gehst," antwortete Laeg.
Cuchulain hieß Laeg anspannen und schon sprengten sie dem Heereszug hinterher bis auf eine Anhöhe, von der aus sie das gewaltige Heer überblicken konnten. "Um sie aufhalten zu können, müssen wir an ihnen vorbei", rief Cuchulain, und gallopierten dann mit solcher Geschwindigkeit vorbei, dass niemand sie erkennen konnte.

An einem Ort namens Ath Gowla begegneten sie einer Vorhut der Medb, den beiden Söhnen des Neara, mit ihren Wagenlenkern. Sofort schlug er ihnen die Köpfe ab. Sodann hieb er von einem Baum eine Gabel mit vier Ästen ab, spitzte die Enden an und rammte die Gabel mit großer Wucht in die Erde. Die vier Köpfe spießte er auf die Gabelenden und jagte dann die Pferde mit den beiden Streitwagen den Weg zurück, den sie gekommen waren.

Als Königin Medb in ihrem Streitwagen, der wiederum von acht anderen Streitwagen beschirmt wurde, je zwei rechts und links von und vor und hinter ihr, die Wagen mit den blutigen Leichen sah, fragte sie ihren Wagenlenker, was das zu bedeuten habe. "Das sind die Wagen und die Leichen der Söhne des Neara." Sofort wurde der Rat der Heerführer einberufen und beschlossen Cormac Conloingeas, Conchubars Sohn, sollte mit seinen Männern vorauseilen, um die Zahl der Feinde zu erkunden.

Als Cormac die Furt erreichte, sah er die Gabel mit den vier blutigen Köpfen und die Spur nur eines Streitwagens, die nach Osten führte. Schließlich ereichte der Rest des Heeres die Stelle. Ailill fragte erstaunt, weshalb denn keine Kampfspuren zu sehen waren, schließlich habe es sich doch um tapfere Krieger gehandelt, die dort getötet wurden.
"Dann solltest du dich auch darüber wundern, wie fest dieser Stamm in die Erde getrieben wurde, du wirst kaum jemanden finden, der ihn wieder heraus zieht. ," sprach Fergus.
"Dann versuch es doch selbst," forderte Medb ihn auf. Fergus ließ sich einen Kriegswagen geben und spannte ihn vor den Stamm mit der grausigen Gabel, doch der Wagen zerbrach, bevor sich die Gabel auch nur rührte. "Gib mir einen anderen Wagen," rief er. Doch auch dieser zerbrach und so noch einige andere. Als er siebzehn Streitwagen zerbrochen hatte, rief Medb erbost: "Hör auf, die Wagen meiner Männer zu zerbrechen. Wenn du nicht mit uns marschiert wärest, hätten wir die Ulter schon längst eingeholt und den Stier gefangen. Du verzögerst doch nur unseren Vormarsch, um den Ultern Zeit zu geben, ihre Schwäche zu überwinden und zum Kampf gegen uns auszurücken."

Da ließ Fergus sich seinen eigenen Wagen geben und so gelang es ihm schließlich, die Gabel heraus zu ziehen und er gab sie Ailill.
"Wie kann jemand einen solchen Stamm so tief in die Erde stoßen, ohne zuvor eine Grube auszuheben?" fragte dieser verwundert, "ob es Conchubar selbst war? Was denkst du, Fergus?"
"Ich denke nicht," antwortete Fergus, "denn mit ihm wären seine Männer aus Ulad, und sie würden uns hier zum Kampf stellen. Nein, ich denke, das kann nur Cuchulain gewesen sein, der Hund des Schmieds.
"Du hast schon oft von diesem Jüngling erzählt, wie alt ist er eigentlich?"
"Sein Alter spielt keine Rolle," erwiderte Fergus, "er vollbrachte schon Heldentaten, als er noch ein kleines Kind war."
"Es dürfte doch nicht so schwer sein," rief Medb," unter unseren Helden einen zu finden, der ihn besiegt!"
"Du wirst niemanden finden unter deinen Kämpfern, deinen jungen Männern und deinen Helden, der gegen Cuchulain bestehen kann," erwiderte Fergus.

Und sie schlugen Ihr Lager auf für die Nacht, und während sie am Feuer saßen und aßen und tranken, erzählte Fergus ihnen von den Jugendtaten des Cuchulain.

Von diesem Tag an hieß dieser Ort nicht mehr Ath Gowla sondern Ath Gabla, die Gabelfurt.

Cuchulains Guerillakrieg gegen Königin Medb

Mag Muceda (Feld des Schweinehirten)
bzw.Belach nAne (Pass des Darüberfahrens).
Hier warnte Cuchulain ein weiteres Mal
das Heer der Medb.
Etwa beim heutigen Monasterboice
Von: pilled     
Am nächsten Tag wandte sich das Heer der Medb gen Osten über die Berge, noch ganz beeindruckt von den Erzählungen des Fergus. Quer über einen engen Pass jedoch hatte Cuchulain einen mächtigen Eichenstamm gelegt, der sie hinderte, weiter zu ziehen. Cuchulain hatte eine Warnung in Ogham darauf geschrieben, keiner dürfe weiterziehen, es sei denn, er könne mit seinem Wagen darüber setzen. Nachdem dreißig Wagen bei dem vergeblichen Versuch zerbrochen waren, mussten sie hier, auf dem Mag Muceda, dem "Feld des Schweinehirten", ihr Nachtlager aufschlagen. Von da an hieß dieser Platz Belach nAne, "Pass des Darüberfahrens".
Am nächsten Morgen in aller Frühe wurde Fraech, Sohn des Idath, geschickt, das Hindernis beiseite zu räumen.
Als er an den Fluss kam, fand er Cuchulain dort baden. Nach einem kurzen Kampf im Wasser war Fraech geschlagen.

Als später die Männer Irlands seinen Leichnam fanden und ihn betrauerten, sahen sie eine Gruppe Frauen der Sidhe, grün gekleidet, die ihn beweinten und fort trugen in den Feenhügel.

Als dann Medbs kleiner Hund Baiscne durch eine Steinschleuder getötet wurde, wussten sie, dass Cuchulain nicht weit sein konnte. In ihrem Ärger schickte sie ihre Männer übereilt hinterher, so dass noch einige Deichseln zu Bruch gingen.

Am nächsten Tag hörte Cuchulain das Schlagen von Holz aus dem Wald. "Die Männer Ulsters sind zu leichtsinnig", sagte er zu seinem Wagenlenker Laeg, "hier Bäume zu fällen. Die Männer Irlands könnten über sie kommen. Lass und nachsehen, was dort vor sich geht".

Als er näher kam, sah er einen jungen Mann aus Connaught, den Wagenlenker von Orlam. "Was machst du da?", fragte er ihn.
"Ich schneide Deichseln für unsere Wagen, die wir gestern zu Bruch gefahren haben, als wir diesen kapitalen Hirsch Cuchulain jagten. Komm, mein Freund, und hilf mir, sonst erwischt der mich noch!"
"Wie du willst, mein Junge, soll ich die Stangen schneiden oder glätten?"
"Glätte du sie, wärend ich die anderen schneide." Als der Connaughter sah, wie schnell Cuchulain die Stämme von Rinde und Ästen befreite, fragte er ungläubig: "Noch nie habe ich gesehen, dass jemand so schnell diese Arbeit macht. Sage mir doch bitte deinen Namen!"
"Ich bin der kapitale Hirsch, von dem du gerade sprachst."
"Das ist eine schlimme Nachricht für mich, denn nun werde ich sicherlich sterben."
"Keine Sorge, ich kämpfe nicht gegen unbewaffnete Lenker. Sage mir, wo ist Dein Herr?"
"Er ist in der Ebene dort unten."
"Da eile, ihn zu warnen, denn sonst werde ich ihn sicher töten."
Doch Cuchulain war schneller als der Wagenlenker bei Orlam und tötete ihn. Medb und Ailill ließen ihren Sohn dort zwischen Dee und Glyde begraben. Seitdem heißt dieser Ort Talachtai Orláim.

Danach fuhren die drei Söhne des Garach hinaus, um Orlam zu rächen, wurden an einer Furt am Glyde jedoch von ihm getötet. Seitdem heißt der Ort Ath maic Gárach.
Als am selben Tag noch Cuchulain der Königin Medb mit einer Schleuder ein zahmes Eichhörnchen von der einen und ein zahmes Vöglein von der anderen Schulter schoss, war sie so erbost, dass sie mit ihrem Heer am nächsten Tag mordend und brennend durch die Ebene von Muirthemne Richtung Cuailgne zog, dabei fiel Lethan an der Furt des Nith durch Cuchulain. Daher wurde diese Stelle Ath Lethan genannt, etwa beim heutigen Hafen von Dundalk.

Slieve Gullion im County Armagh
Hierher flüchtete der braune Stier von Cuailgne
vor dem Heer der Medb.
Von: pilled     
Seit Mag Breag war ihnen die Schlachtenkrähe, die Morrigan gefolgt. sie setzte sich auf einen Steinpfeiler und warnte den braunen Stier von Cuailgne: "Sei wachsam, armer Stier, die Männer Irlands suchen dich, um dich nach Cruachan zu treiben!"
Wütend schüttelte das gewaltige Tier die hundert spielenden Knaben von seinem breiten Rücken und wechselte mit fünfzig Färsen in ein Tal des Slieve Gullion, noch rechtzeitig, bevor die Männer der Medb kamen und alles Vieh im Rath Finnabair zusammentrieben.

Die Lage wurde für das Connaughter Heer immer unsicherer. Als Medb mit ihren Frauen im nahen Fluss badete, konnte sie von Glück sagen, dass sie ihre goldene Haube nicht selbst trug, denn Cuchulain hielt die Unglückliche für Medb und tötete sie durch einen Steinwurf.
Während dieser Verzögerung schwoll der Fluss Cronn immer mehr an, und als sie ihn überqueren wollten, wurden ihre Wagen hinweggespült. Einer ihrer besten Männer, Uala, der sie schickte, die Tiefe der Furt zu erkunden, wurde von den Wassermassen hinweggerissen.
Cuchulain machte sich diese Verzögerung zunutze und tötete viele von ihnen, so auch Rae und Raen.

Um mit dem erbeuteten Vieh nicht den langen Umweg über die Berge nehmen zu müssen, den Angriffen Cuchulains ausgeliefert, ließ Medb einen Weg durch den Bergrücken schneiden, den Ultern zum Hohn, hatte sie doch so für immer ihre Spur auf Cuailgne hinterlassen.
Seitdem heißt dieser Pass Maeves Gap.

Maeves Gap auf der Halbinsel Cooley.
Diesen Pass ließ Medb in den Berg schneiden.
Auch Windy Gap genannt.
Von: pilled     
Die Verluste der Männer Irlands wurden inzwischen so groß, dass Medb sich etwas einfallen lassen musste. Sie schickte Fiacha, Sohn des Firaba, als Unterhändler zu ihm.
"Königin Medb bietet dir vollen Ersatz für dein zerstörtes Land, Land in der Ebene Ai in Connaught und ihren und Ailills Schutz, wenn du in ihre Dienste trittst."
Doch Cuchulain lehnte ab. "Ich werde doch nicht meiner Mutter Bruder wegen einer fremden Königin verraten, aber richte ihr aus, dass ich morgen mit ihr selbst und Fergus und Ailill sprechen möchte."
Am nächsten Morgen erwartete er sie im Ochain-Tal. Als Medb näher kam, fragte sie Fergus erstaunt: "Das soll dieser berühmte Cuchulain sein?. Der ist ja noch nicht mal erwachsen!"
Dann verhandelten sie mit Cuchulain, aber dieser lehnte ab. Ärgerlich machten sie sich auf den Rückweg.
In den folgenden Nächten trauten sich ihre Männer kaum zu schlafen oder Feuer zu machen, denn Cuchulain tötete viele von ihnen, bevor der Morgen graute.
"Jemand anders muss gehen und ihm ein Angebot machen", entschied Medb, und sie schickte Mac Roth, den Herold.
Als dieser sich Cuchulain näherte, fragte er ihn, welchem Herrn er diene. "Conchubar, dem Hochkönig von Ulster", war die Antwort.
"Könnt ihr mir sagen, wo ich diesen Cuchulain finde, der so viele der Männer Irlands getötet hat?"
"Was immer du ihm zu sagen hast, du kannst es mir sagen."
Nachdem Mac Roth sein Angebot unterbreitet hatte, sprach Cuchulain: "Ich bin dieser Cuchulain, den du suchst, und ich lehne euer Angebot ab."
Als Mac Roth zurück zum Camp der Connaughter kam, fragte ihn Medb: "Hast du Cuchulain gesprochen?"
"Ich fand einen ärgerlichen Jungen zwischen Ochain und dem Meer, und er lehnte unser Angebot ab."
"Das war Cuchulain", versicherte Fergus.
"Du musst noch einmal hingehen und ein neues Angebot machen", verlangte Medb.
Als Mac Roth wieder zu Cuchulain kam, wies dieser auch sein neues Angebot zurück: "Außerdem würde ich nie einer Frau dienen!"
"Welches sind denn deine Bedingungen?", fragte Mac Roth.
"Das müsst ihr schon selbst herausfinden. Es gibt einen unter euch, der euch da weiterhelfen kann. Wenn der kommt, will ich mit ihm sprechen. Wenn irgendein anderer kommt, wird es der letzte Tag in seinem Leben sein."

Die Zweikämpfe

Wieder machte sich Mac Roth auf den Weg zurück zu Medb und erstattete Bericht. "Noch einmal werde ich nicht zu ihm gehen, nicht für alles Gold der Welt!"
"Ich kann dir sagen, von welchen Bedingungen er spricht", sprach Fergus zu Medb. "Er möchte, dass jeden Tag ein Mann zu ihm geschickt wird zum Zweikampf. Während des Kampfes darf deine Armee vorrücken, doch sobald er diesen Mann getötet hat, muss sie stoppen und bis zu nächsten Morgen warten."
"Damit bin ich einverstanden. Lieber einen Mann pro Tag verlieren als hundert. Fergus, du bringst ihm die Nachricht, dass wir seine Bedingungen annehmen".
"Nur, wenn du einen Eid schwörst, dass du diese Bedingungen einhalten wirst."
Nachdem Medb ihren Eid geleistet hatte, machte sich Fergus auf den Weg. Mit ihm ging Etarcomal, ein stolzer Ziehsohn von Medb und Ailill.

Cuchulain empfing ihn sehr freundlich und erklärte sein Einverständnis mit dieser Regelung. Auf diese Weise konnte er wertvolle Zeit gewinnen, lange konnte es ja nicht mehr dauern, bis die Männer Ulsters ihre Schwäche überwunden hatten: "Aber wir sollten nicht so lange stehen und schwatzen, sonst glaubt Medb noch, das wir irgendeinen Verrat planen."
"Aber was starrst du mich so an?", wandte er sich an Etarcomal.
"Nun, ich habe noch nie einen besseren Kämpfer in deinem Alter gesehen, aber gegen einen erfahrenen Helden hast du sicher keine Chance."
"Du kannst von Glück sagen, dass du unter dem Schutz von Fergus steht, sonst würdest du nicht heil zurückkommen".
"Das werden wir morgen früh sehen, denn ich werde der Erste sein, der gegen dich kämpft!"
"Nun, wie du willst, du findest mich morgen früh an diesem Platz."

Auf dem Rückweg gab Etarcomal seinem Wagenlenker den Befehl zur Rückfahrt. "Wenn ich zurückkomme, dann nur mit dem Kopf von Cuchulain", erklärte er großspurig. Angekommen, zeigte Cuchulain sich sehr erstaunt. Als erhörte, dass der Kampf schon jetzt stattfinden solle, meinte er, "dies tue ich nur ungern, denn du bist heute als Herold gekommen wie Fergus."
Mit diesen Worten schnitt er ihm mit einem Hieb die Grassoden unter den Füßen weg, dass er hinpurzelte. "Nun geh zurück, denn dies war nur eine Warnung."
Als das immer noch nicht reichte, schälte er ihn mit einigen Schwertstreichen aus seinen Kleidern, ohne ihn zu verletzen und rasierte ihm den Schädel, ohne dass ein Tropfen Blut floss.
"Zum letzten Mal, geh zurück!"
"Erst, wenn einer von uns beiden tot ist", antwortete Etarcomal.
Da spaltete Cuchulain ihn mit einem Schwerthieb in zwei Hälften.

Als der Wagenlenker Etarcomals Fergus eingeholt hatte und ihm vom Tod seines Herrn berichtete, war Fergus sehr erbost und wendete sofort. Bei Cuchulain angekommen, machte er ihm heftige Vorwürfe. "Frag seinen Wagenlenker, wer diesen Kampf provoziert hat", verteidigte Cuchulain sich. Und als Fergus die ganze Geschichte gehört hatte, war er zufrieden und kehrte zurück zu Medb. Die war zwar erfreut, dass Cuchulain auf den Handel eingegangen war, machte Fergus jedoch Vorwürfe, schließlich habe Etarcomal ja unter seinem Schutz gestanden.

Am nächsten Tag wurde beratschlagt, wer als nächster gegen Cuchulain antreten solle, und man kam überein, Natchantal zu schicken, der als Kämpfer berühmt war.
Statt mit Waffen trat er jedoch mit dreimal neun Zauberstäben an.
Cuchulain war gerade damit beschäftigt, eine Schar Vögel zu verfolgen für sein Abendmahl. Er beachtete Natchrantal nicht weiter, sondern folgte den Vögeln. Dieser jedoch kam zu der Überzeugung, er laufe vor ihm davon. Zurück in Medbs Lager in Medbs Lager rief er laut: "Dieser Cuchulain, von dem alle Welt schwärmt, ist vor mir davongelaufen!"
Medb schüttelte zweifelnd den Kopf und Fergus lief vor Ärger rot an, dass es jemand wagte, zu behaupten, Cuchulain sei vor ihm geflüchtet. Sofort sandte er Fiacha, Sohn des Firaba, um Cuchulain zur Rede zu stellen.
"Wer behauptet solches von mir?", wollte Cuchulain wissen.
"Natchrantal."
"Was will Fergus denn von mir? Soll ich einen unbewaffneten Mann töten? Er hatte nichts bei sich außer ein paar Stöcken, und ich töte nun mal keine unbewaffneten Männer oder Boten oder Wagenlenker. Laß ihn morgen früh; noch mal antreten, aber bitte bewaffnet!"

Natchrantal konnte den nächsten Tag kaum erwarten und traf jedoch auf einen Cuchulain, den er zunächst nicht erkannte, denn er war rot angelaufen vor Zorn und brach in seiner Wut aus Versehen den Steinpfeiler entzwei, an dem er gerade lehnte, und als Natchrantal sein Schwert nach ihm warf, zerbrach es daran.
Cuchulain enthauptete ihn mit einem Streich.

Medb hatte ihr Kriegsziel, den braunen Stier von Cuailgne zu erbeuten, nicht vergessen. In der Zwischenzeit war ein Vertrauter von ihr, Buac, Sohn des Bainblai, mit vierundzwanzig Männern zum Slieve Gullion gezogen und hatte den Donn samt fünfzehn Färsen geraubt und den Hirten getötet. Sie hatten allerdings das Pech, dass Cuchulain sie auf dem Rückweg entdeckte.
"Wo habt ihr dieses Vieh her?", wollte er wissen.
"Von den Bergen dort hinten."
"Und wer bist du?"
"Ich bin Buac, Sohn des Bainblai, aus dem Lande Medbs und Ailills." Da durchbohrte Cuchulain ihn mit seinem bronzenen Speer. Inzwischen waren jedoch die anderen mit dem braunen Stier zum Lager des Heeres der Medb entkommen. Und dies war die größte Blamage, die Cuchulain während des gesamten Krieges erlebte.

Larines Blamage

Der nächste Gegner, den Medb für Cuchulain aussuchte, war Larine, ein Bruder Lugaids. Um ihn zu überreden, wurde er in der Gesellschaft ihrer Tochter Finnabair mit süßem Wein und köstlichen Speisen geködert. Als Finnabair sich zu ihm aufs Lager legte, versprach Medb ihm ihre Tochter zur Frau, falls er Cuchulain besiegen sollte.
Lugaid schickte jedoch einen Boten zu Cuchulain mit der Bitte, Larine nicht zu töten, sondern dem Einfaltspinsel lediglich eine Lektion zu erteilen. Denn würde er ihn töten, so der perfide Plan der Medb, müsste er selbst ihn rächen.

Nachdem Larine seinen Rausch ausgeschlafen hatte und am anderen Morgen mit einem ganzen Wagen voller Waffen zur Furt hinab fuhr, trat ihm Cuchulain daher völlig ohne Waffen gegenüber. Als Larine mit Schwert und Schild auf ihn los ging, schlug ihm Cuchulain seine Waffen mit solcher Leichtigkeit aus der Hand, als nähme er einem ungezogenen Jungen sein Spielzeug weg. Dann ergriff er ihn mit beiden Händen und quetschte und schüttelte ihn so heftig, dass er wie ein lebloser Sack in seinen Armen hing. Dann schleuderte er ihn voller Verachtung auf die gegenüber liegende Seite des Flusses, wo er von seinem Wagenlenker eingesammelt und vor dem Zelt seines Bruders abgeladen wurde.
Larine blieb der Einzige, der einen Zweikampf mit Cuchulain überlebt hatte, jedoch hatte er keine Freude mehr daran, denn er siechte Zeit seines restlichen Lebens auf erbärmliche Weise dahin, konnte er sich doch nur noch unter Schmerzen bewegen.

Der Kampf mit der Morrigan

Eines Nachts wurde Cuchulain durch einen lauten Schrei geweckt. Er sah seinen Wagenlenker Laeg, wie er die Pferde anschirrte: "Was machst du da?"
"Ich hörte einen lauten Schrei aus Nordwesten", antwortete er, "ich muss sehen, was dort passiert."
"Dann lass uns beide fahren", antwortete Cuchulain.
Bald sahen sie eine Frau in rotem Kleid und rotem Mantel, gezogen von einem Wagen mit einem roten Pferd, neben sich einen grauen Speer.
"Wer bist du, und was willst du?", fragte Cuchulain.
"Ich bin die Tochter des Königs Buan, und bin gekommen, dir meine Liebe zu offenbaren, denn ich habe von den Heldentaten gehört, die du vollbracht hast."
"Nun, da hast du dir eine ungünstige Zeit ausgesucht, denn ich bin im Krieg und habe keine Zeit, mich mit Frauen zu befassen."
"Ich bin gekommen, dich von nun an mit meinen Zauberkünsten zu beschützen und gegen alle Gegner zu verteidigen!"
"Ich vertraue keiner Frau in diesem Krieg. Geh deiner Wege!"
"Wenn du meiner Hilfe nicht bedarfst, so werde ich meine Kräfte gegen dich richten, und immer, wenn du mit einem ebenbürtigen Gegner kämpfst, werde ich in vielerlei Gestalt über dich kommen, bis zu deiner Vernichtung."
Wütend zog Cuchulain sein Schwert und sprang aus dem Wagen, doch im selben Moment war die Frau verschwunden. Er sah nur noch eine schwarze Krähe auf einem Zweig sitzen und wusste, er hatte sich die Morrigan zur Feindin gemacht.

Zur selben Zeit sandte Medb nach Loch Mor, Sohn der Mofebis und des Eogan, um ihn zum Kampf mit Cuchulain zu überreden. Der wies dieses Ansinnen beleidigt zurück: "Ich kämpfe nicht mit einem barlosen Jüngling, aber frage meinen Bruder Long, vielleicht kannst du ihn überreden."
Als Long, Sohn der Mofebis und des Emonis, vor Medb erschien, versprach sie ihm einen Kriegswagen mit wertvollen Waffen und kostbare Gewänder und - wieder einmal - ihre Tochter Finnabir zur Frau, außerdem das Recht, zu jedem Fest auf Cruachan willkommen zu sein.
Long ging zum Kampf - und wurde getötet.

Medb hatte das vorausgesehen und schon einige ihrer Frauen zu Cuchulain geschickt, um ihm mitzuteilen, dass es keinen ruhmvollen Krieger mehr gäbe, der bereit sei, mit einem bartlosen Jüngling zu kämpfen, er möge sich doch einen falschen Bart zulegen. Cuchulain ließ sich daraufhin von Laeg Brombeersaft ins Gesicht schmieren. Damit zeigte er sich auf einem Hügel den Männern Irlands.
Loch rief erstaunt, "er hat ja doch einen Bart!".
"Das sehe ich auch", meinte Medb, die schnell herbei geeilt war, "dann steht eurem Kampf ja nichts mehr im Wege."
Nach den obligatorischen Versprechungen - einschließlich der Königstochter Finnabair - bereitete sich Loch auf den Waffengang mit dem Hund des Culain vor.

Sie trafen sich an der Furt, die Long zum Verhängnis geworden war. "Hier werde ich nicht kämpfen, denn hier starb mein Bruder. Lass uns zur nächsten Furt weiter oben gehen", verlangte Loch. So fochten sie weiter oben miteinander, als plötzlich die Morrigan in Gestalt einer weißen Färse mit roten Ohren in das Geschehen eingriff und Cuchulain für einen Augenblick ablenkte. Loch nutzte die Gelegenheit und traf Cuchulain empfindlich mit dem Speer. Wütend scheuderte Cuchulain einen Stein nach der Kuh und verletzte sie am Auge.

Sofort verschwand die Färse und kehrte in der Gestalt eines schwarzen Aals zurück, der den Fluss herab kam und sich dem Hund des Culain um die Füße wickelte. Cuchulain konnte sie abschütteln und mit dem Kopf gegen einen Stein schleudern, doch Loch nutzte auch diese Gelegenheit, ihn mit dem Speer an der Brust zu verwunden. Da kehrte die Morrigan als graue Wölfin wieder und verbiss sich in seinem rechten Arm. Er zerschmetterte ihr ein Bein, so dass sie heulend davon sprang, doch wieder verletzte Loch ihn schwer.
Da überkam ihn die Wut. Mit dem Fuß und schleuderte er seine Gae bulga, die gezackte Wurfscheibe, nach Loch und verwundete ihn tödlich.

Sterbend bat Loch: "Lass mich noch einmal aufstehen, damit ich vorwärts falle auf mein Gesicht und nicht rückwärts gegen die Männer Irlands. Niemand soll sagen können, ich sei vor dir geflohen. Diesen Wunsch solltest du mir schon erfüllen, den schließlich hast du deinen Sieg nur deiner Gae bulga zu verdanken!"
"Dies ist die Bitte eines Helden. Sie sei dir gewährt!"

Müde sank Cuchulain auf sein Lager und ließ sich von Laeg die Wunden versorgen. So lange schon verteidigte er Ulad allein gegen die anderen Provinzen Irlands, während die anderen in ihrer Schwäche auf ihrem Lager in Emain Macha liegen. Er sandte Laeg zu Conchubar, um ihm mitzuteilen, er sei müde vom täglichen Kampf und den vielen Wunden, ohne dass ihm jemand zur Hilfe käme.

Medb hatte durch ihre Boten vom Ausgang des Kampfes erfahren und wusste, dass Cuchulain erschöpft in seinem Blute lag. Sofort schickte sie sechs zauberkundige Druiden, drei Männer und drei Frauen, zu ihm, doch er vernichtete sie alle. Damit jedoch hatte Medb die Abmachung gebrochen, nur einen Mann am Tag zu ihm zu schicken, und so fühlte auch Cuchulain sich nicht mehr daran gebunden.

So erhob er sich trotz seiner Wunden und nahm seinen Guerillakrieg gegen das Heer der Medb wieder auf. Mit seiner Schleuder tötete er so viele, dass sich bald niemend mehr heraus wagte, vor Angst, sein Kopf würde bald von einem Geschoss zermalmt werden.
Doch brachen seine Wunden wieder auf und er bekam großen Durst.

Doch auch die Morrigan trug schwer an ihren Wunden. Sie wusste, nur mit der Hilfe dessen, der ihr diese Wunden zugefügt hatte, konnte sie Heilung erlangen. So nutzte sie denn die Schwäche des Helden aus und näherte sich ihm in Gestalt eines alten Weibes, einäugig, mit verletztem Gesicht und an einem Bein hinkend.
Sie setzte sich neben eine Kuh mit drei Zitzen und molk sie, als Cuchulain näher kam, durstig, wie er war.
Er bat sie um einen Trunk, sie gab sie ihm aus einer Zitze, und er dankte ihr: "Heil der Spenderin." Da war ihr verletztes Auge wieder geheilt.
Dann gab sie ihm von der anderen Zitze und er bedankte sich mit denselben Worten. Da wurde ihr zerschmettertes Gesicht geheilt.
Nun gab sie ihm Milch von der dritten Zitze. "Der Segen der Götter und der Menschen sei bei dir." Da war das zerschmetterte Bein wieder gesund. Durch diese List war nun die Schlachtenkrähe aller Wunden ledig.

Die Abmachung zwischen Fergus und Cuchulain

Als Medb niemanden mehr fand, der zum Zweikampf antreten wollte, fragte sie schließlich Fergus.
"Wie kannst du mich bitten, gegen meinen Schüler und Ziehsohn zu kämpfen?", wies Fergus dieses Ansinnen empört zurück.
Doch Medb wusste, dass Fergus der größte Held in ihrem Heer war und brachte es schließlich mit List und Nachdruck so weit, dass Fergus am nächsten Morgen Cuchulain aufsuchte.
"Es ist wahrlich nicht klug von dir, mein Meister, mich ohne dein Schwert zum Kampf zu fordern!"
Fergus war nämlich nur im Besitz eines lächerlichen Holzschwertes, und dazu war es folgendermaßen gekommen:
Vor einiger Zeit war nämlich Ailill misstrauisch geworden, weil Medb und Fergus sich so gut verstanden. So gab er seinem Wagenlenker Ferloga den Auftrag, die beiden zu beobachten. Als beide einmal hinter dem Heer zurückblieben und in einem Waldstück miteinender sprachen, schlich er sich an und sah Caladbolg, das Schwert des Fergus, auf dem Boden liegen. Er zog es aus der Scheide und schob stattdessen ein hölzernes Schwert hinein, das er in aller Eile geschnitten hatte. Caladbolg brachte er zu seinem Herrn Ailill, der ihn anwies, es in seinem Kampfwagen zu verstecken. Fergus war erbost und forderte Ailill auf, es ihm sofort zurück zu geben, doch der eröffnete ihm , erst am Tag der großen Schlacht zwischen den Männern Irlands und denen Ulads würde es es wieder in Händen halten.

Dies war er Grund, weshalb nun Fergus ohne Schwert vor Cuchulain stand.
"Es macht keinen Unterschied, ob mein Schwert in der Scheide steckt oder nicht, denn ich würde es nicht gegen dich erheben", sprach Fergus, "aber nun bitte ich dich, bei allem was ich für dich getan habe und allem, was Conchubar und die anderen in Emain Macha für dich getan haben, täusche die Mämmer Irlands, indem du nun vor mir davonläufst!"
"Du weißt, dass ich niemals vor jemandem davonlaufe, und in diesem Krieg insbesondere nicht!"
"Nun, ich sage dir, wenn die große Schlacht geschlagen wird zwischen Ulad und den vier Provinzen, dann werde ich dasselbe für dich tun. Ich werde kehrt machen und vor dir davonrennen, wenn du mit Wunden bedeckt in den Kampf eingreifst. Und ich sage dir, wenn ich davonlaufe, werden die Männer Irlands dasselbe tun!"

Cuchulain war klar, dass dies ein sehr vorteilhafter Handel für Ulad war und gab seine Zustimmung. So ließ er Laeg den Kampfwagen anspannen, und plötzlich, als ob er von Fergus geschlagen wäre, ließ er die Pferde in wildem Galopp davonpreschen, vor den Augen von Medbs Männern.

"Hinterher, Fergus", rief Medb, "er darf dir nicht entkommen!"
"Das werde ich nicht tun", antwortete Fergus, "ich habe mehr bewirkt als alle anderen zuvor, und ich werde nicht eher wieder in den Kampf ziehen gegen ihn, ehe nicht alle deine Männer gegen ihn angetreten sind!"
Und dieses war das einzige Mal, dass Cuchulain einem Kampf auswich.

Ferdiads Tod

In der folgenden Woche wurde täglich ein Kämpfer zu Cuchulain geschickt, und er tötete sie alle. Medb ging dazu über, dem Sieger ihre Tochter Finnabair, zu versprechen, um überhaupt noch Gegner für die Zweikämpfe zu finden. Dies gelang ihr auch bei Ferdiad.

Der hatte zusammen mit Cuchulain bei der Andersweltkriegerin Scathach die Waffenkunst erlernt und war ihm seitdem in enger Freundschaft zugetan. Medb wusste sehr wohl, dass Ferdiad selbst für Cuchulain ein gefährlicher Gegner war und schickte einen Boten zu ihm. Doch Ferdiad ging nicht einmal darauf ein. Erst als sie ihm einen Druiden schickte, der ihm drohte, seinen Ruf zu zerstören, erklärte sich Ferdiad bereit, Medb in ihrem Zelt aufzusuchen, fest entschlossen, ihr eine Absage zu erteilen.

Doch Medb hatte sich auf seinen Besuch gut vorbereitet. Er wurde mit allen Ehren und süßem Wein empfangen und natürlich wurde auch ihm die Hand der Königstochter Finnabair versprochen, sollte er siegreich sein. Sie gab ihm sogar eine goldene Nadel von ihrem Mantel. Doch Ferdiad lehnte ab. Erst als sie ihm erzählte, Cuchulain hätte sich damit gebrüstet, ihn mit Leichtigkeit besiegen zu können, glaubte er der Königin, denn inzwischen war ihm der Wein zu Kopfe gestiegen. Schon am nächsten Morgen werde er gegen Cuchulain antreten.

Ferdiad bat Fergus, Cuchulain auf diesen Kampf vorzubereiten. Fergus willigte ein und warnte Cuchulain, dies würde ein harter Kampf werden. Am nächsten Morgen, nachdem Ferdiad seinen Rausch ausgeschlafen hatte, ließ er sich an die Baile Áth Fhirdia, Ferdiads Furt, fahren, wo der Kampf stattfinden sollte. Als er dort am Ufer stand und Cuchulain auf der anderen Seite des Flusses, hieß er ihn willkommen, doch Cuchulain reagierte gereizt: "Ihr seid in mein Land eingefallen, raubt unsere Frauen und Kinder und unser Vieh, und dann heißt du mich willkommen in meinem eigenen Land?"
Ferdiad reagierte nicht minder scharf und so gab ein Wort das andere, bis sie schließlich zum ersten Waffengang schritten. Mit großem Geschick bewarfen sie sich mit ihren spitzen Wurfpfeilen, doch nicht minder geschickt schützten sie sich mit ihren Schilden, so dass bis zum Mittag keinem von ihnen auch nur die Haut geritzt wurde. Cuchulain schlug vor, die Waffen zu wechseln, und Ferdiad wählte die Wurfspeere. Die Schilde konnten nun nicht mehr verhindern, dass sich ihre Leiber bis zum Sonnenuntergang blutrot färbten.
Nun aber legten sie ihre Waffen nieder und ließen ihre Wundärzte kommen, um mit Heilkräutern und Zaubersprüchen ihre Wunden pflegen zu lassen.

Am nächsten Morgen kämpften sie von ihren Wagen aus bis zum Abend mit der Lanze und fügten sich wiederum schwere Wunden zu, die dann abermals von den Heilkundigen gepflegt wurden.
Schwer gezeichnet sanken sie auf ihr Lager und ließen ihre zauberkundigen Ärzte kommen.
Am nächsten Tag, als Cuchulain seinen verwundeten Freund sah, versuchte er ihn zum Abbruch des Kampfes zu überreden, schließlich sei doch nur ein Weib schuld an ihrem Streit, doch Ferdiad wollte nichts davon hören und so schlugen sie den ganzen Tag mit ihren Schwertens aufeinander ein. An diesem Abend trennten sie sich und legten sich getrennt, jeder auf seiner Seite des Flusses, auf ihr Lager.

Am nächsten Morgen war beiden klar, dass dieser Tag die Entscheidung bringen würde. Cuchulain wandte sich an seinen Wagenlenker Laeg: "Wenn du siehst, dass Ferdiad die Oberhand gewinnt, so verspotte mich mit scharfen Worten, damit die Wut über mich kommt, siehst du aber, dass ich im Vorteil bin, so feuere mich an und rühme meine Kriegskunst."

Mit Schild und Schwert wurde der Kampf fortgesetzt. Mit schweren Schlägen trieb Ferdiad seinen Gegner vor sich her. Cuchulain gelang es nicht, Ferdiad in ernste Bedrängnis zu bringen. "Du kleiner Wicht", rief da Laeg seinem Herrn zu, "wieviel Prügel willst du denn noch einstecken, hast du immer noch nicht genug?"
Da überkam Cuchulain die Wut, sein Gesicht wurde rot, seine Augen traten ihm aus den Höhlen und mit schweren Schlägen stürzte er sich auf seinen Gegner. Der Schlachtenlärm war bis ins Lager den Medb zu hören. Doch Ferdiad gab sich keine Blöße. Er wartete, bis Cuchulain in seiner Wut unvorsichtig wurde und dann fand sein Schwert den Weg am Schild Cuchulains vorbei.
Schwer verwundet wusste Cuchulain, dass er so nicht länger würde standhalten können.
Er gab seinem Wagenlenker Laeg den Befehl, ihm seine Gae bulga bereitzulegen. Als Ferdiad das sah, wusste er, dass er dem nichts entgegen zu setzen hatte: "So wirst du denn diesen Kampf gewinnen, doch ich sage dir: Es wird kein ehrlicher Sieg sein!"
Und Cuchulain schleuderte die gezackte Wurfscheibe mit seinem Fuß mit großer Gewalt in Ferdiads Brust, dass er tot zu Boden sank.

Cuchulain überkam die Reue, als er seinen Freund dort liegen sah. Er hieß Laeg, ihm die Gae bulga aus dem Leib zu schneiden und dann die Leiche mit allen Waffen ans Ufer zu legen. "Gegen diesen Gegner waren alle anderen Waffengänge ein Kinderspiel", sprach er zu Laeg und hieß ihn, zu seinem Lager zurück zu fahren.

Das Ende der Schwäche Ulads

Nun endlich kamen einige Männer aus Ulster, um Cuchulain mit seinen schweren Verletzungen beizustehen. Es kamen Senoll Uathach und Muredach und Cotreb, die beiden Söhne Geges. Sie brachten ihn zu den fünf Strömen in die Ebene von Conaille Muirthemne und wuschen seine Wunden darin. Und die Side warfen Heilkräuter in den Fluss, so dass dieser davon ganz bedeckt war.

Als Medb und Ailill hörten, dass die Zeit der Schwäche der Männer Ulads vorbei war, schickte sie Mac Roth, um am Slieve Fuad, um sie rechtzeitig warnen zu können. Nach einiger Zeit kam er zurück und berichtete.
"Ich sah einen einzelnen Kampfwagen nördlich von Slieve Fuad, darin ein völlig nackter, wild aussehender Mann, ohne Schild und Waffen, außer einem Spieß, mit dem er auf seine Pferde einschlug."
"Wer könnte das sein, Fergus?", fragte Ailill.
"Da naht Cethern, Sohn des Fintan, und bald schon wird er hier sein."
Da brach auch schon Cethern in das Lager ein und wütete wie ein Berserker unter den Männer Irlands, wurde dabei aber selbst so schwer verletzt, dass er sich zum Lager Cuchulains zurückzog, um seine Wunden pflegen zu lassen.

Cuchulain jedoch schickte Laeg zu Medb und ließ ihr ausrichten, sie solle ihm die besten Wundärzte schicken, und wenn diese nicht bis zur selben Stunde des nächsten Tages erschienen seien, werde er Tod und Verderben über sie bringen.
So brachte Laeg sie auf dem Rückweg gleich mit, denn sie wussten, dass dies keine leeren Worte waren.

Als nun Cethern dem ersten von ihnen seine Wunden zeigte, schüttelte dieser den Kopf und sagte, ihm sei nicht mehr zu helfen. Als Antwort gab Cethern ihm einen gewaltigen Faustschlag, der ihn zu Boden streckte. So erging es allen fünfzehn von ihnen. Empört wandte sich Cethern an Cuchulain, er möge ihm einen anderen Wundarzt verschaffen, die aus dem Lager der Medb seien unfähig.
"Fahre schnell zum Slieve Fuad zu Fingan, dem zauberkundigen Arzt des Conchubar, und bringe ihn her!", wurde Laeg aufgetragen.
Fingan war der beste Arzt Erins. Man sagte von ihm, er könne die Krankheit eines Menschen schon am Rauch erkennen, der aus dessen Haus aufsteige, und nach einem Blick auf die Wunde könne er einiges über denjenigen sagen, von dem sie stamme.

"Sieh auf diese Wunde, Fingan", sagte Cethern zu ihm, als Fingan gekommen war, "es waren zwei Männer in fremdartiger Kleidung, jeder warf einen Speer nach mir und ich stieß meinen in jeden von ihnen."
"Ich kenne sie, sie sind aus dem Land der Nordmänner, Medb und Ailill haben sie dir geschickt!", sprach Cuchulain.
"Nun sieh diese Wunde, Fingan", sprach Cethern.
"Das ist das Werk von zwei Brüdern", antwortete Fingan.
"Das ist richtig", antwortete Cethern, "es waren zwei junge Männer, sie sahen sich sehr ähnlich, beide hatten lockiges Haar, der eine braun, der andere blond, sie trugen grüne Umhänge, zusammen gehalten mit Broschen aus leuchtenden Silber, blinkenden Schwertern und Schilden mit silbernen Griffen."
"Ich kenne sie sehr wohl", antwortete Cuchulain, "es sind Maine Athremail und Maine Mathremail, Söhne von Ailell und Medb."
"Nun sieh diese Wunde, guter Fingan!"
Fingan sah und sprach: "Das waren ein Vater und ein Sohn gleichzeitig!"
"So ist es", entgegnete Fingan, "es waren große Männer mit funkelnden Augen und goldenen Bändern um den Kopf, gekleidet wie Könige mit goldbeschlagenen Schwertern an der Seite."
"Es waren Ailill und sein Sohn Maine Andoe, die dir diese Wunde gaben, sprach Cuchulain.
"Und nun sieh diese tiefe Wunde, Fingan!"
"Das ist das Werk einer stolzen Frau!"
"Oh ja!. Es war eine schöne Frau mit bleichem Gesicht und langem, fließenden goldblonden Haar, einem purpurnen Umhang und einer glänzenden goldenen Brosche über ihrer Brust, ein gerader Speer flammte wie Feuer in ihrer Hand. Sie gab mir diese Wunde, und sie erhielt eine kleine von mir."
"Das war Medb, Tochter des Eocho Fedlech, Hochkönig von Irland, und Königin von Connaught. Es wäre ein großer Triumph für sie, wärest du von ihrer Hand gefallen!"

"Wohlan denn, Fingan, nun sprich, was kannst du für mich tun?"
"Nun, deine Wunden sind schwer, sie wurden dir mit großer Gewalt zugefügt. Du wirst die Kälber deiner Färsen im nächsten Jahr nicht mehr sehen!"
"Was du mir da sagst ist auch nichts besseres als was mir die anderen Quacksalber weismachen wollten, also sollst du genau so behandelt werden!"
Mit diesen Worten gab er ihm einen Fusstritt, der ihn aus dem Zelt beförderte.

Trotz dieser unfreundlichen Behandlung gab ihm Fingan ihm die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: Entweder eine lange Zeit im Krankenlager mit der Aussicht, noch erleben zu können wie ihn die Männer Ulads rächen würden, oder aber eine dreitägige Roßkur über sich ergehen zu lassen, nach der er, für wenige Stunden gekräftigt, noch einmal Rache nehmen könne, um dann zu sterben.
Natürlich wählte er die zweite Möglichkeit, denn "wer ist geeigneter, mich zu rächen, als ich selbst?"

So wies Fingan Cuchulain an, alles Vieh der Männer Irlands, dessen er habhaft werden könne, zusammen zu treiben. Aus dem Knochenmark und der Haut der Tiere bereitete Fingan ein Heilbad, in dem Cether drei Tage und drei Nächte zubringen musste. Nach diesem Gemisch, in dem Cealtchair baden musste, heisst dieser Ort Smirommair, heute Smarmore. Danach bestieg er seinen Kampfwagen, um Rache zu nehmen. Seine Frau Ionda, Tochter Eochaids, kam von Norden, ihm sein Schwert zu bringen, das er in der Eile seines ersten Aufbruchs vergessen hatte.

Einer der fünfzehn Ärzte, die Cethern so übel zugerichtet hatte, der während dieser drei Tage ohnmächtig vor dem Zelt gelegen hatte, erwachte und schleppte sich zurück zum Heerlager und warnte die Männer Irlands.
"Cethern wurde vom Druiden Fingan geheilt. Er wird bald über euch herfallen. Ihr müsst ihm unbedingt eine Falle stellen!"
So wurde bei Ross einem Steinpfeiler das Hemd und der Umhang Ailills umgehängt und ihm seine Krone aufgesetzt. Ailill selbst und sein Sohn Maine Andoe legten sich mit einigen Männern in einen Hinterhalt.
Als Cethern angebraust kam, ließ er sich täuschen und schlug gewaltig auf den vermeintlichen Ailill ein. Dabei brach sein Schwert in Stücke. Wild fluchend schwor Cethern laut, er werde nicht eher ruhen und Tod und Verderben verbreiten, bis er denjenigen getötet habe, dem diese Kleider passten.
Als er dies hörte, zog Maine Andoe die Kleider seines Vaters an und verhöhnte Cethern unter dem Gelächter seiner Männer. Wutentbrannt warf Cethern seinen Schild nach ihm, so dass Ailills Sohn vom scharfen Rand des Schildes in zwei Teile zerschnitten wurde.
Da sprangen von allen Seiten die Krieger Connaughts auf ihn zu und machten ein Ende mit ihm.

Der Rückzug des Heeres der Medb

Nun kam Fintan, Cetherns Vater, mit dreimal fünfzig Kriegern, um seinen Sohn zu rächen. Dreimal attackierte er Medbs Männer und tötete viele. Doch verlor auch er gute Kämpfer und es geriet sein Sohn Crimthan in Gefangenschaft.
Die Männer Irlands waren in Sorge, dass ihre Armee durch die vielen Angriffe dieser Art zu sehr geschwächt würde, und so schlossen sie ein Abkommen mit Fintan: Er erhält seinen Sohn zurück, zieht sich jedoch einen Tagesmarsch zurück und greift nicht eher an, bis der große Endkampf der beiden Heere beginnt.

Auch Reochaid, Sohn des Fatheman, kam Cuchulain mit dreimal fünfzig Männern zu Hilfe. Finnabair jedoch war in Liebe zu ihm entbrannt. Sie hatte ihn am anderen Ufer des Flusses gesehen, als er mit einigen Gefährten auf der Jagd nach Wildbret war. Sie teilte ihr Geheimnis ihrer Mutter Medb mit: "Von allen Männern Irlands ist er derjenige, dem meine Liebe gehört!"
Medb kam dies sehr gelegen: "So geh hin und schlafe mit ihm heute Nacht, jedoch nur unter der Bedingung, dass er sich mit seinen Männern vom Kampf zurückzieht bis zur großen Schlacht, dann kann er dich zur Frau bekommen!"

Heimlich geht Finnabair zu Reochaid und schläft mit ihm, und Reochaid zieht sich nordwärts zurück mit seinen Männern.
Doch so heimlich sie auch zu ihrem Stelldichein geschlichen war, wurde sie doch beobachtet, und es wurde darüber geredet im Lager. Darüber kamen die zwölf Clanführer aus Mumu miteinander ins Gespräch und stellten sehr erstaunt fest, dass Medb jedem von ihnen ihre Tochter Finnabair versprochen hatte als Belohnung, wenn sie am Kriegszug teilnehmen würden.
Noch heute wurde dieser Hügel nach ihr benannt: Rath Finnabair.
Rath Finnabair auf der Halbinsel Cooley.
Hier ließ Medb alles Vieh zusammentreiben.
Hier schlief Finnabair mit Reochaid,
hier wurde sie begraben.
Von: pilled     

Erbost hielten sie Kriegsrat und beschlossen, sich für den Verrat an Medbs Männern aus Connaught und an Reochaid zu rächen. Darauf entbrannte ein gewaltiger Aufstand im Lager und Ailills und Reochaids Männer mussten sich verteidigen. Viel Blut floss, siebenhundert Männer lagen erschlagen am Boden, als es endlich Fergus gelang, die verfeindeten Parteien zum Waffenstillstand zu bewegen.

Als Finnabair hörte, dass ihretwegen Hunderte in ihrem Blut lagen, weil ihre Mutter sie zwölf Männer versprochen hatte, zersprang ihr Herz vor Scham und Reue über ihre Tat.
Der Hügel, auf dem sie begraben wurde, trägt deshalb bis heute ihren Namen.
Reochaid aber wurde verhöhnt, als er am nächsten Tag ohne Kampf das Feld räumte. "Das war ein weißer Kampf für den Sohn Fathemans, siebenhundert Männer gaben für ihn sein Blut, er aber kehrt ohne einen Kratzer heim!"

Sualtim, Sohn des Becaltach, hörte von Kampf Cuchulains mit den Söhnen Calatins, der Morrigan und Ferdiads. Er fand ihn übersät mit Wunden, kein Fleck an ihm, größer als eine Nadelspitze war noch heil, mit Ausnahme der linken Hand, die den Schild hielt. Cuchulain schickte ihn zum König Conchobar:
"Weine nicht über mich, sondern brich auf nach Emain Macha, sage den Männern von Ulad , dass sie von jetzt an den Krieg führen müssen, denn ich kann Ulad nicht länger verteidigen. Sage ihnen, wie du mich gefunden hast und eile."

Und Sualtim brach auf nach Emain Macha, und als er dem Palast nahe genug war, rief er:
"Männer werden getötet, Frauen verschleppt, Vieh wird geraubt!", doch er erhielt keine Antwort. Ein zweites Mal rief er: "Männer werden getötet, Frauen verschleppt, Vieh wird geraubt!" doch abermals erhielt er keine Antwort. Gellend rief er dieselben Worte ein drittes Mal.
Da endlich antwortete Cathbad: "Wer tötet, wer raubt?"
"Es sind Ailill und Medb, die rauben, töten und brandschatzen! Drei Monate hat mein Sohn die Männer Irlands aufgehalten in der Ebene von Muirthemne und den Bergen von Cuailgne. Nun liegt er in seinem Blut!"

Doch hatte Sualtim das Gesetz gebrochen. Niemand durfte vor seinem König oder dem Druiden unaufgefordert sprechen. Hierauf stand die Todesstrafe. Cathbad war erbost, so unsanft aus dem Schlaf gerissen zu werden: "Jeder, der so den König beschimpft, ist des Todes!"
Ärgerlich riss Sualtim sein Pferd herum, das sich erschreckt aufbäumte, dabei stürzte er so unglücklich, dass der scharfe Rand seines Schildes ihm den Kopf abtrennte.
Conchobar jedoch sagte: "Es ist wahr, was Sualtim sprach." Und er fügte hinzu: "Noch ist der Himmel über uns und die Erde unter unseren Füßen, und ich sage euch, solange uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt, die Erde sich nicht unter unseren Füßen öffnet und das Meer nicht das Gesicht der Welt bedeckt, so schwöre ich euch, ich werde jede Kuh in seinen Stall bringen und jede Frau und jedes Kind zurück in sein Heim!"

Und er rief seinen Herold Finnched, Sohn des Troiglethan, und schickte ihn in zu allen Clanführen Ulads. Denn die Schwäche war von den Männer Ulads gewichen und sie brachen auf, um zu Conchubar zu stoßen.
Am nächten Tag brachen Conchobar und Celthair ungeduldig auf mit dreißig mal hundert finsteren Kriegern in ihren Kampfwagen und schon bald trafen sie auf acht mal zwanzig Kämpfer Ailills und Medbs, jeder von ihnen hatte ein Weib Ulads in seiner Gewalt. Cuchulain und Celthair mit ihren Männern schlugen ihnen die Köpfe ab und befreiten die Frauen.

Am nächsten Morgen sprach Ailill:
"Wir haben Ulad und Cualilgne zerstört, wir haben Ulads Frauen geraubt und sein Vieh und seine Reichtümer, es ist Zeit, dass wir zurückkehren nach Magh Ai. Doch wenn sie uns verfolgen, so werden wir sie in der großen Ebene von Meath erwarten, denn davonrennen werden wir nicht, das wäre eines Königs nicht würdig!"

So sandten sie aus Mac Roth, um den Aufmarsch Ulads zu beobachten. Bald schon hörte er fernes Donnergrollen, als ob der Himmel auf die Erde stürzt, das Meer das Land unter sich begräbt oder als ob tausende Bäume umknicken wie Grashalme. Wilde Kreaturen sah er aus den Wäldern brechen und Mac Roth eilte zurück zu Ailill und Medb, um Bericht zu erstatten:
"Grauen Nebel sah ich über der weiten Ebene und Schneegestöber, dazwischen leuchtende Funken wie von Feuern!"
"Was sah er, Fergus?", wollte Ailill wissen.
"Der Nebel, den er sah, ist der Staub, den die Kampfwagen der Männer Ulads aufwirbeln, der Schnee, das sind die Schaumflocken vom Gebiss der Pferde, und die leuchtenden Funken, das sind die funkelnden Augen der Kämpfer, schimmernd unter ihren Helmen."
"Das beeindruckt mich recht wenig", sprach Medb, "denn wir haben gute Krieger, die sich davon nicht einschüchtern lassen."
"Es ist ein Fehler, so zu denken", antwortete Fergus, "denn weder in Irland noch in Alban gibt es eine Armee, die gegen die Männer Ulads bestehen kann, wenn die Schwäche von ihnen gegangen ist und ihr Zorn entbrannt."

In dieser Nacht lagerte das Heer in Clartha, und sie schickten Mac Roth und seine Späher aus, damit die Männer Ulads sie nicht ohne Warnung angreifen konnten. Bald schon kam er zurück: "Ich sah Männer und Pferde vom Slieve Sleamhain kommen, mindestens dreißig mal hundert Kampfwagen."
"Das sind Conchobar und seine Männer", sprach Ailill verächtlich, "aber machst du uns denn Angst mit dem Staub einer großen Armee in der Ebene, wenn sie nur solch einen armseligen Haufen zustande bringen?"
"Dass du dich da mal nicht täuscht", gab Fergus zu bedenken, "bald wirst du wissen, wieviele es in Wirklichkeit sind!"
"Lasst uns einen Plan machen", schlug Medb vor, "wir werden sie in eine Falle locken, die von drei Seiten von unserer Armee gesichert ist, und wenn wir sie hineingelockt haben, schließen wir sie auf der vierten Seite, und dann werden wir sie nicht töten, sondern nehmen sie gefangen, das wird unseren Ruhm mehren!"
Als dies Conchubar und sein Sohn, Cormac Conlingeas, hörten, ergrimmten sie sehr darüber, dass jemand meinte, sie mit ihren besten dreitausend Männern aus Ulad gefangen nehmen zu können.
Als Conchubar Medbs Armee vor sich sah, scherte er sich nicht um die Feinde vor ihm und neben ihm und brach eine Lücke von zweihundert Mann auf der rechten Seite und ebenso auf der linken Seite und in der Mitte und als er sich zurückzog nach Slieve Sleamhain, hatten sie achthundert der Männer Irlands getötet.

Dort begann sich nun die Armee Ulads zu sammeln in ihrer vollen Größe, beobachtet von Mac Roth, Ailills Kundschafter. Und er berichtete Ailill und Medb.
"Ich sah Conchubar mit dreitausend Männern und mit ihm Cathbad, den Druiden", berichtete Mac Roth, "und eine andere Gruppe mit einem großen gut gebauten Mann als Anführer mit rotem Haar und breiter Stirn, einem weißen Schild und einem rot-weißen Umhang und einem langen grünen Speer in seiner Hand."
"Das war Reochaid, Sohn des Fatheman" sprach Fergus, "selbst allein schon eine halbe Armee, aus Rachlainn im Norden, derselbe, der Finnabair liebte."
"Und eine andere Gruppe wurde geführt von einem ruhigen grauhaarigen Mann an der Spitze mit einem silbernen Gürtel. Und wenn er vor König Conchubar saß und sprach, war seine Stimme süßer als eine Harfe in der Hand eines Spielmanns."
"Das war Sencha, der beste Redner Irlands und der ganzen Welt, der Friedenstifter der Armee Ulads. Aber das sage ich euch, heute wird er keinen Frieden stiften, sondern er wird von Mut, Stärke und Kampf sprechen!"
"Ich sah eine andere Gruppe", fuhr Mac Roth fort, "wild anzusehen, und in der Mitte einen kleinen jungen Burschen mit roten Haaren und Sommersprossen. Er hatte ein silbernes Hemd an und ein mit Gold beschlagenes Schwert an der Seite."
"Ich kann mich an keinen solchen Jungen erinnern, als ich Ulad verließ", antwortete Fergus, "aber wahrscheinlich ist es Erc, Sohn des Cairbre, und ich würde mich nicht wundern, wenn es dieser Junge ist, dem du deine Niederlage verdanken wirst."
Und weiter schilderte Mac Roth die Ankunft weiterer Kampftruppen mit ihren Anführern, die sich alle um König Conchobar bei Slieve Sleamhain versammelten, so auch Eoghan, Sohn des Durthact, König von Fernmaige, und Celthair, Sohn des Uthecar und außerdem eine Gruppe von dreißig Männern ohne Anführer, stolz, mit langem blondem Haar, glänzenden Augen und blau schimmernden Speeren."
"Welche Männer sind dies, Fergus?", fragte Ailill.
"Ich kenne sie sehr wohl", antwortete Fergus, "wohl denen, die sie an ihrer Seite haben, sie allein könnten gegen eure Armee bestehen, denn es sind Cuchulains Mannen aus Muirthemne!"

Doch auch Medb schickte ihre Recken ins Feld. Die drei Conaires vom Slieve Lis, die drei Suibhnes, die drei Eochaids, die drei Barden vom Lough Riach, die drei Fachtnas aus den Wäldern von Navan, die drei Murroughs, die drei Laegaires, die drei Conalls, die drei Söhne des Driscoll und die drei Fintans. Manche hatten sogar drei drei junge Männer der Side in ihrer glänzenden Rüstung gesehen, die sich unter die Männer mischten, um ihren Kampfesmut anzustacheln.
Lange tobte die Schlacht, ohne dass eine Seite einen Vorteil erringen konnte. Da wurde Medb ungeduldig: "Es ist Zeit, Fergus, dass du in den Kampf eingreifst und dich an deinem Feind Conchubar rächst, mal ganz abgesehen davon, dass du uns dies schuldig bist."
"Nicht, bevor ich mein Schwert, den Caladbolg, wieder habe, das mir der Sidefürst Leite brachte."
Da schickte Ailill seinen Wagenlenker Ferloga, ihm das Schwert zurückzubringen, das Fergus gestohlen worden war.
Noch als Fergus sich über den Glanz seiner Waffe erfreute, sah er Conchobar auf sich zu kommen. Gewaltig schlug er mit Caladbolg auf Orchain ein, den Schild des Königs Conchobar. Laut schrie Orchain auf, und mit ihm alle Schilde des Heeres von Ulad.
Doch Orchain hielt stand, und Fergus fragte verwundert: "Wer ist hinter diesem Schild?"
Conchubar, der nun wusste, dass er es mit Fergus selbst zu tun hatte, rief: "Du hast es zu tun mit einem Mann, Fergus, der größer ist als du, jünger und stärker, der dir die Königswürde nahm, der die drei Söhne Uisnechs trotz deines Schutzes töten ließ, der dich aus deinem eigenen Land vertrieb, und der dich vor den Männern Irlands von hier vertreiben wird. Conchubar bin ich, der Hochkönig von Ulad!"

In rasender Wut schwang Fergus sein Schwert mit beiden Händen weit über den Kopf, dass der Himmel darüber wie von einem Regenbogen funkelte, und wollte seine drei gewaltigen Schläge auf die Männer Ulads sausen lassen.
Doch da fiel ihm Cormac Conloinges, Conchubars Sohn, der mit Fergus die Verbannung geteilt hatte, in den Arm: "Vernichte nicht mit deiner gewaltigen Kraft die Armee unserer Heimat Ulad, Fergus!"
Doch Fergus schäumte: "Bevor die Sonne sinkt, werden die Männer Ulads durch meine drei Schläge vernichtet werden!"
Doch Cormac Conloinges gab nicht nach, und schließlich lenkte Fergus ein: "Sag Conchubar, dass er sich zurückziehen soll, dann werde ich seine Armee verschonen".
So zog Conchubar sich zurück und Fergus ließ seine Wut an drei Hügeln in der Nähe aus und köpfte sie. Seitdem hat Meath diese drei kahlen Berge. Und dies war das zweite Mal, dass Fergus die Sache Medbs verriet.

Derweil war Cuchulain wegen seiner schweren Wunden ans Bett gefesselt, und dies im Wortsinne, denn er konnte selbst hier in Muirthemne das Geklirre der Waffen hören. Vergeblich versuchte er, aufzustehen, wurde jedoch von seinen Leuten mit Gewalt wieder aufs Bett gedrückt. Mit Seilen wurde er ans Bett gefesselt, damit sich seine Wunden nicht von neuem öffneten.
Doch als er das Brüllen des Orchain hörte, hielt er es nicht länger aus auf seinem Lager, er sprengte die Fesseln, die ihn hielten und stürzte sich in den Kampf, obwohl seine Wunden wieder aufbrachen, obwohl sein Kampfwagen zerstört war und er keine Zeit hatte, seine Waffen zu suchen. So ergriff er seinen Wagen und hieb damit gewaltig auf die Männer Medbs ein, bis er sich zu Fergus durchgekämpft hatte. Ihm drohte er mit dem letzten Rest des Wagens, der verblieben war und erinnerte ihn an sein Versprechen:
"Du versprachst mir, vor mir zurückzuweichen, wenn ich dir mit blutenden Wunden gegenüberträte. Nun geh, und halte dein Versprechen, oder ich werde dich zermalmen wie eine Mühle das Korn!"

Als Fergus dies hörte, machte er drei Schritte rückwärts, und seine Männer schlossen sich ihm an. Die Truppen aus Mumu und Lagin zogen sich daraufhin vom Kampf zurück. Als die Kämpfer aus Connaught dies sahen, flohen sie in wilden Haufen westwärts, und Cuchulain und die Armee Ulads verfolgten sie und richteten ein Gemetzel unter ihnen an.
Und dieses war das dritte Mal, dass Fergus die Sache der Königin Medb verriet.

An der großen Furt über den Shannon bei Athluain bildeten Medb und Fergus die Nachhut und deckten den Übergang des Heeres nach Cruachan im Westen mit ihren Schilden.
Fergus jedoch sprach zu Medb: "Weggefegt und zerstreut wurde diese Armee heute, wie eine Stute, die sich mit ihren Fohlen verirrte in der Fremde. Aber was soll man auch anderes erwarten außer Not und Verzweiflung, wenn man einem Weibe folgt!"
Und dies war das Ende des Táin, des Rinderraubs von Cuailgne.

Von Schweinehirten und dem Kampf der Stiere

Zwar hatte Medb aus Connaught den Kampf verloren, jedoch das eigentliche Kriegsziel erreicht, nämlich den braunen Stier von Cuailgne zu erbeuten. In Cruachan trafen die beiden Stiere aufeinander, der braune Stier von Cuailgne und Finnbennach. Nun waren es jedoch keine gewöhnlichen Stiere, sondern Wesen der Anderswelt.
Und dies ist die Geschichte der beiden Stiere Finnbennach und Donn:

   

Vor langer Zeit, als Bodb Derg König der Side in Mumu war, mit seinem Palast im Femen auf dem Slievenamon , und Ochall Ochne König der Side in Cruachan in Connaught, gab es zwei Schweinehirten, Friuch und Rucht. Friuch diente Bodb in Mumu und Rucht diente Ochall. Beide waren zauberkundig und konnten sich in jede beliebige Gestalt verwandeln. Beide lebten in gutem Einvernehmen miteinander, war die Mast im Norden gut, brachte Friuch seine Herde nach Connaught, um sie alsbald fett wieder zurück zu treiben. Und umgekehrt wurde Rucht von Friuch eingeladen, mit seinen Tieren in den Süden zu ziehen, wenn dort die Eichelmast gut ausfiel.

Unglücklicherweise jedoch ließen sie sich gegeneinander aufhetzen. Als eines Tages Rucht seine Herde bei Friuch in Mumu weiden ließ, empfing ihn Friuch mit den Worten: "Die Leute sagen, deine Zauberkraft sei stärker als meine."
"Auf jeden Fall ist sie nicht geringer", betonte der Schweinehirte von Ochall. "Das werden wir bald wissen", widersprach Friuch aufgebracht, "denn ich werde einen Bannspruch über deine Tiere legen, so dass sie noch so viel fressen können, und sie werden trotzdem nicht fett werden!"
So geschah es, Ruchts Schweine waren so dünn und schwach, dass sie kaum nach Hause laufen konnten. Außerdem war er dem Gespött der Leute preisgegeben: "Das war keine gute Idee von dir, dich mit Friuch zu messen. Er hat wohl größere Macht als du!"
Der Groll saß tief bei Rucht. Im nächsten Jahr, als Friuch mit seinen Schweinen im Norden war, wurden sie von Rucht mit demselben Bannspruch belegt. Dieses Mal musste Friuch mit klapperdürren Tieren den Marsch nach Süden antreten. Sein Herr Bodb war darüber so erbost, dass er ihn vom Hof jagte, genau, wie es im Jahr zuvor Rucht in Cruachan ergangen war.

Von nun an bekämpften und beschimpften sie sich viele Jahre in vielerlei Gestalt. Zwei Jahre später wunderten sich die Menschen in Femen über zwei Raben, die das ganze Jahr über mit mächtigem Geschimpfe übereinander herfielen. Ochalls Diener Findell aus Cruachan, der gerade in Mumu weilte, meinte erstaunt: "Was für einen Lärm diese beiden Vögel machen. Man könnte meinen, es sind dieselben beiden Raben, die wir im letzten Jahr in Cruachan hatten.
Nach diesen Worten verwandelten sich die beiden Raben wieder in die Schweinehirten, weiter schimpfend, um sich anschließend in zwei Wasserungeheuer zu verwandeln. Das eine lebte im Sionnann, das andere im Suir, jedoch nach zwei Jahren, als eine große Versammlung in Connaught am Shannon stattfand, sahen die Leute zwei riesige Ungeheuer, die sich gegenseitig zu verschlingen suchten.
Noch vielerlei Gestalten nahmen sie an, bis sie nach vielen Jahren beide zu Aalen wurden. Der eine ging in das Flüsschen Cruind auf der Halbinsel Cooley, und wurde dort von einer Kuh verschluckt, die Daire, Sohn des Fachtna, gehörte. Der andere ging in die Quelle Uaran Garad bei Cruachan in Connaught. Dort wurde er von einer Kuh der Königin Medb verschluckt.
Aus den Kälbern beider Kühe wurden die beiden Stiere Donn und Finnbennach, die mächtigsten Stiere, die Irland je gesehen hatte. In Connaught wagte es kein anderer Stier, zu brüllen, wenn der weiße Stier in der Nähe war, und auch in Ulad senkten die Stiere ihr Haupt, wenn der schwarzbraune Donn sich näherte.

Als nun der braune Stier in Connaught die weite, fruchtbare Ebene vor sich sah, brüllte er dreimal laut vor Freude. Der weiße Stier kam wütend herbei, und in Rath na Dtarbh trafen sie aufeinander.
Medb und mit ihr das ganze Heer machten es sich auf ihrer Burg bequem, um dem Kampf der gewaltigen Stiere beizuwohnen.

Sobald sich die Stiere in Sichtweite gegenüberstanden, scharrten sie wild mit ihren Hufen und warfen dabei große Klumpen Erde in die Luft, die Augen funkelten wie Feuer, sie stießen krachend mit ihren Hörnern aufeinander und versuchten, sich gegenseitig zu zermalmen. Der Tag neigte sich schon dem Abend zu, als es Finnbennach, dem weißen Stier, durch ein geschicktes Täuschungsmanöver gelang, Donn seine Hörner in die Seite zu rammen. Der brüllte laut vor Schmerz und sprang zur Seite. Dabei geriet Bricriu, der von Medb dazu auserkoren worden war, den Kampf zu beobachten, um ihn später ausführlich schildern zu können, unter die Hufe der Stiere.
So starb also Bricriu mit der giftigen Zunge, Sohn des Cairbre.
Da sprang Cormac Conloinges hinzu und schlug dem Donn, dem schwarzbraunen Stier, dreimal mit einem Speerschaft auf den Rücken und verspottete ihn: "Dieser Feigling wird ja nicht einmal mit einem Kalb fertig!"
Als Donn dies hörte, wurde er rasend vor Wut und stürzte sich wieder auf Finnbennach. So kämpften sie die ganze Nacht und hetzten einander durch ganz Irland.

Am Lough Ree nördlich von Athlone
Von: pilled     
Am nächsten Morgen sah man den Donn, die Reste des Finnbennach auf seinen Hörnern. Die Maines, die Söhne Medbs, griffen zu ihren Waffen, um ihn zu töten, da er den weißen Stier von Connaught getötet hatte, doch Fergus stellte sich ihnen in den Weg: "Wenn ihr den braunen Stier nicht sicher in seine Heimat Cuailgne zurückkehren lasst, dann werde ich mit euch genau das tun, was er mit dem weißen Stier getan hat!"

Donn brüllte laut, und setzte seinen Weg fort. An der großen Furt des Shannon fiel ihm beim Trinken die Lende des Finnbennach ins Wasser, seitdem heißt diese Stelle Athlone. Weiter östlich fiel die Leber ins Wasser, diesen Ort nannte man danach Ath-Truim, die Furt der Leber, heute Trim.
Am Slieve Breagh konnte er die Hügel seiner Heimat Cuailgne sehen. Müde schleppte er sich weiter, und als er Cuailgne erreicht hatte, lehnte er seinen Rücken an einen Hügel, und ließ ein letztes Mal sein siegreiches Gebrüll hören. Dann zersprang sein Herz in seiner Brust wie eine Nuss.



Wird fortgesetzt ... :-)

Quellen:
Lady Gregory: Complete Irish Mythologie, The Slaney Press, 1994.
Martin Löpelmann: Erinn, Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf 1977.
Sylvia Botheroyd: Irland, Mythologie in der Landschaft, Häusser Verlag, Darmstadt 1997
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